Detailseite
Sprachliche Höflichkeit bei Jugendlichen. Empirische Untersuchungen von Gebrauchs- und Verständnisweisen im Schulalter
Antragstellerin
Professorin Dr. Eva Neuland
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 278671742
Höflichkeit und mehr noch Unhöflichkeit von Jugendlichen bilden aktuelle und brisante Themen in der öffentlichen Diskussion. Der Rolle der jüngeren Generationen im Umgang v.a. mit konventionalisierten Formen sprachlicher Höflichkeit wird jedoch weder in der linguistischen Höflichkeitsforschung noch in der Jugendsprachforschung hinreichend Aufmerksamkeit geschenkt. Ziel des Projekts ist die Erarbeitung ausgewählter Gebrauchs- und Verständnisweisen sprachlicher Höflichkeit und Unhöflichkeit bei Jugendlichen im Schulalter. Es wird die Hypothese verfolgt, dass Jugendliche über verschiedene Höflichkeitsstile verfügen, die situations- und adressatenorientiert variieren und sich in jugendtypischer Weise von Formen konventioneller Höflichkeit unterscheiden. Insbesondere soll geklärt werden, welche Bedeutung Jugendliche den Kategorien Höflichkeit und Unhöflichkeit im Umgang mit Erwachsenen und mit Gleichaltrigen zuschreiben, über welche sprachlichen (und z.T. auch nichtsprachlichen) Ausdrucksformen sie für ausgewählte, als höflichkeitsrelevant geltende Sprechhandlungen (u.a. Begrüßen und Verabschieden) und in kritischen Kommunikationssituationen (u.a. Kritisieren, Entschuldigen) verfügen, ob sie zwischen verschiedenen Repertoires je nach Adressaten und situativen Kontexten (z.B. in Peergruppen-Situationen und in der Unterrichtskommunikation) unterscheiden und welche Rolle dem Modalitätswechsel von Spiel/Spaß und Ernst zukommt. Dabei sollen auch soziolinguistische Differenzierungen zwischen Altersstufen, Schulformen, Geschlechtszugehörigkeit von Jugendlichen mit Deutsch als Muttersprache und als Zweitsprache vorgenommen werden. Nach umfangreichen Vorstudien ist die Datenerhebung mit Hilfe einer Kombination von zwei verschiedenen Fragebögen (je einer für Jugendliche und für Lehrkräfte) und drei verschiedenen Beobachtungsverfahren spontan realisierter Sprachereignisse (Gruppendiskussionen, Pausengespräche und Unterrichtskommunikation) bereits aufgenommen worden. Der Stand der Erhebung umfaßt bislang über 300 Schüler- und Lehrerfragebögen, Aufnahmen mehrerer peer-tutorisierter Gruppengespräche, Selbstaufnahmen von Pausengesprächen und Aufnahmen von Unterrichtsstunden. Ein Ausbau der Datenbasis ist geplant. Die drei Gesprächstypen erlauben die Unterscheidungen zwischen spontanen Äußerungsformen und metasprachlichen Thematisierungen von Höflichkeit und spontanen und angeleiteten Höflichkeitsformulierungen von Jugendlichen. Exemplarische Analysen bevorzugter Grußformen aus den Fragebögendaten, Lästersequenzen aus den Pausengesprächen und Modalitätswechsel zwischen beziehungsorientierter Scherzkommunikation und aufgabenorientierten Unterrichtskommunikation konnten bereits erprobt werden. Aus den Befunden sollen Konsequenzen für die linguistische Höflichkeitsforschung wie für die Jugendsprachforschung gezogen werden, und zwar speziell im Hinblick auf die These einer soziokulturellen Differenzierung und eines Wandels konventionalisierter sprachlicher Umgangsformen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen