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Maritimes Mittelalter: Meere als Kommunikationsräume

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2015 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 278910080
 
Die Geschichte der Meere wird im Hinblick aufs Mittelalter bisher meist als Geschichte von Spezialthemen (z. B.: Hanse; Wikinger) oder als Domäne besonderer Fachdisziplinen (Wirtschafts- bzw. Technikgeschichte) behandelt und wahrgenommen. Aus breiterer, komparatistischer Perspektive ist es allerdings angezeigt, das Meer nicht als Sondergebiet historischer Forschung, sondern als Teil der Erfahrungen und Vorstellungen der Menschen im mittelalterlichen Jahrtausend ernst zu nehmen. Die maritime Welt, so die These des Bandes, war keine separierte geographische Zone, sondern untrennbarer Bestandteil der mittelalterlichen Geschichte überhaupt.Die aus einer 2012 auf der Insel Reichenau durchgeführten Tagung hervorgehenden, für die Veröffentlichung in der Reihe "Vorträge und Forschungen" vorgesehenen Tagungsakten sollen das noch ungewohnte Forschungsfeld in der deutschsprachigen Mediävistik verankern und zugleich neue Wege weisen. Nach einleitenden Darlegungen zur maritimen Geschichte aus der Sicht der mediävistischen Meeresarchäologie liefern zwei systematische Beiträge zum Verhältnis von Land und Wasser und zu Problemen der Seeherrschaft theoretische Grundlagen für die im Folgenden vorgelegten Fallstudien einzelner Meere - des Mittelmeeres, des Schwarzen Meeres, der Ostsee, der Nordsee, des Atlantiks, des Indischen Ozeans. Der Aufbau trägt mithin den konkreten Rahmenbedingungen der unterschiedlichen Gewässer Rechnung, doch werden stets systematische Fragen an die einzelnen Meere herangetragen. Die Aufsätze analysieren "seascapes" aus unterschiedlicher "wahrnehmungsgeschichtlicher, wirtschaftlicher, politischer, kommunikationsgeschichtlicher etc. - Sicht. In den Beiträgen wird nach der Bedeutung klimatischer, geographischer und anderer natürlicher Faktoren für maritimen und transmaritimen Austausch gefragt, ebenso jedoch nach den Akteuren solcher Kommunikation. Auch die Folgen menschlichen Handelns für die Minderung respektive Steigerung maritimer Konnektivität sind beachtet worden. Mit den hier umrissenen Fragestellungen schließt die Mediävistik an globalhistorische Forschungen an, welche die Kommunikationsgeschichte und hier vor allem die Verflechtung in den Vordergrund stellen. Einzelne Beiträge untersuchen, wie über Meere kommuniziert wird, da es erst die intersubjektive Verständigung ist, die den Raum konstituiert. Welche spezifischen Formen politischer, kultureller, wirtschaftlicher oder militärischer Interaktion wurden in maritimen Räumen jeweils entwickelt? Welche Faktoren bedingten in diachroner wie synchroner Perspektive auf diesen Feldern Veränderungen? Rahmenfaktoren, Träger und Eigenheiten maritimer Kommunikation werden - auch in Absetzung von terrestrischen Kommunikationsformen - analysiert, Raumkonstruktionen und Raumaneignungen aufgezeigt. Die in den Beiträgen zum Ausdruck kommende Umkehrung der gebräuchlichen ¿terrestrischen¿ Perspektive dürfte dazu beitragen, der Mittelalterforschung ungewohnte und neue Einblicke zu öffnen.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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