Formalisierte betriebliche Strukturen und ihre Auswirkungen auf die Arbeitszufriedenheit und Gesundheit von Frauen und Männern – Analysen mit dem SOEP-LEE
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Gegenstand des Forschungsprojekts sind Determinanten sozialer Ungleichheiten auf der Ebene von Betrieben. Diese werden im Projekt anhand der Betriebsbefragung des Soziooekonomischen Panels (SOEP-LEE) untersucht. Als betriebliche Determinanten werden erstens verbindliche Maßnahmen der Formalisierung (Betriebs- und Personalräte, Entlohnung über Kollektivverträge) von weniger verbindlichen Maßnahmen der Formalisierung (bürokratische Strukturen, formal festgelegte Verfahren der Stellenbesetzung sowie Richtlinien zur Chancengerechtigkeit) unterschieden. Zweitens werden betriebliche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf nochmals nach Maßnahmen zur Arbeits(zeit)flexibilisierung (flexible Arbeitszeiten, Arbeit von zu Hause sowie die Möglichkeit die Länge oder Lage der Arbeitszeit anzupassen) und solche zur Unterstützung der Kinderbetreuung (betriebliche Kindergärten, finanzielle Unterstützung der Kinderbetreuung sowie Eltern-Kind-Arbeitsplätze) differenziert. Es zeigt sich, dass weibliche Beschäftigte von weniger verbindlichen Maßnahmen der Formalisierung profitieren, wenn die Organisationskultur des Betriebs an Kooperation orientiert ist. Dieser Befund lässt sich theoretisch mit der Annahme der Kontakthypothese erklären. So könnte häufiger nicht-wettbewerbsorientierter Kontakt dazu beitragen, dass betriebliche Akteure heterogene Netzwerke bilden, die unterstützend wirken. Eine solche Organisationskultur ist in Kombination mit Kinderbetreuungsmaßnahmen allerdings mit niedrigeren Verdiensten für Frauen verbunden, was für die theoretische Annahme spricht, dass hier Vereinbarkeitsmöglichkeiten gegen Verdiensteinbußen getauscht werden (müssen). Ebenfalls für die Annahme der Kontakthypothese sprechen Ergebnisse weiterer Analysen des Forschungsprojekts, die zeigen, dass Frauen eher in tendenziell gemischtgeschlechtlichen Belegschaften als in sehr stark frauen- oder männerdominierten Betrieben eine durchschnittlich hohe Arbeitszufriedenheit berichten. Im zweiten Förderzeitraum des Projekts wurde der Zusammenhang der Formalisierung von Betrieben mit dem Wohlbefinden von Beschäftigten eingehender untersucht. Es wurde hier an konzeptionelle Arbeiten angeknüpft, die einen Zusammenhang des betrieblichen Grades der Formalisierung mit der Arbeitszufriedenheit von Beschäftigten annehmen und weiter argumentieren, dass die Formalisierung von Betrieben eine Art soziale Unterstützung darstellen kann, die die Assoziationen ungünstiger Arbeitsbedingungen mit der Arbeitszufriedenheit und der subjektiven Gesundheit von Beschäftigten abpuffern oder verstärken kann. Anknüpfend an theoretische Bezüge wird im Forschungsprojekt eine geschlechtsspezifische unterstützende Wirkung etwa von Interessenvertretungen vermutet. Die Ergebnisse zeigen, dass die negative Assoziation ungünstiger Arbeitsbedingungen mit der Arbeitszufriedenheit für Männer verstärkt wird, wenn ein Betrieb nicht in einen Kollektivvertrag eingebunden ist. Bürokratische betriebliche Strukturen hingegen puffern diesen negativen Zusammenhang für Männer ab, während sie den Zusammenhang für Frauen verstärken. Dieses Muster bürokratischer Strukturen zeigt sich auch hinsichtlich der subjektiven Gesundheit. Schließlich zeigt sich entsprechend der Annahme des Projekts, dass Frauen mit ungünstigen Arbeitsbedingungen von betrieblichen Richtlinien zur Chancengerechtigkeit und Diversity profitieren.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2018): Geschlechterungleichheit in Erwerbsorganisationen. Zur Verschränkung von „Struktur“ und „Kultur“. Arbeit. Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik, Vol. 27, No. 1: 49–75
Busch-Heizmann, Anne; Rastetter, Daniela; Rinke, Timothy
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Der Einfluss betrieblicher Strukturen auf die Verdienste von Frauen und Männern. Ergebnisse der Betriebsbefragung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP-LEE). WSI- Mitteilungen, Vol. 2/2018: 114-123
Busch-Heizmann, Anne; Rinke, Timothy