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Standardization and language change in postcolonial speech communities: The Bahamas

Subject Area Individual Linguistics, Historical Linguistics
Term from 2016 to 2019
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 279047479
 
Final Report Year 2019

Final Report Abstract

In dem Projekt sollten der aktuelle Status des bahamesischen Standardenglisch erfasst sowie gegenwärtig ablaufende Sprachwandelprozesse dokumentiert werden. Die in formellen, öffentlichen Sprechsituationen in der Karibik auftretenden Formen des Englischen haben spätestens seit Beginn der postkolonialen Zeit erhebliche Umstrukturierung erfahren. Betroffen sind hiervon sowohl phonetisch-phonologische, morphosyntaktische und lexikalische Strukturmerkmale als auch soziolinguistische Variablen wie Sprecheridentifikation, politischer Status und Funktion der Sprache sowie Normorientierung. Die Umstrukturierung geschieht in einem Spannungsfeld zwischen ererbter britisch-kolonialer Norm und dem globalen Einfluss des amerikanischen Englisch, vor dem Hintergrund des lokalen Kreols. Für das beantragte Projekt wurde ein repräsentatives und vergleichbares Korpus von gesprochenen und geschriebenen Sprachdaten (ICE-Bahamas) kompiliert, ergänzt um diachrone Zeitungs- und Radiodaten sowie Attitüdendaten. Dieses Korpus wurde im Hinblick v.a. auf zwei Leithypothesen – Amerikanisierung und Kreolisierung – ausgewertet. Was den Einfluss des amerikanischen Englisch auf das bahamesische Standardenglisch betrifft, so zeigt sich, dass im Hinblick auf saliente phonetisch-phonologische Merkmale wie Rhotizität durchaus von einem Paradigmenwechsel gesprochen werden kann. Während kolonial geprägte Sprecher(inn)en noch keinerlei rhotische Aussprachen aufweisen, stellen letztere in gegenwärtigen Medienkontexten eine durchaus akzeptierte (wenn auch offensichtlich noch nicht mehrheitsfähige) Variante dar, wobei strukturelllinguistische Faktoren und der oder die einzelne Sprecher(in) den Löwenanteil der beobachtbaren Variation erklären. Im Hinblick auf grammatische Variation, die sowohl diachron als auch synchron und jeweils auch im Vergleich mit anderen Varietäten analysiert wurde, zeigt sich ein differenzierteres Bild, in dem bahamesische Journalist(inn)en zwar karibikintern den offensichtlich “amerikanisiertesten” Stil pflegen, wobei pan-englisch ablaufende aber vom amerikanischen Englisch angeführte Prozesse wie Kolloquialisierung oder Densifizierung in allen karibischen Ländern zu einem gewissen Grad beobachtbar sind. Gleichzeitig entsteht offensichtlich eine strukturelle Lücke zwischen den beiden global akzeptierten Standards des amerikanischen und des britischen Englisch auf der einen Seite und den postkolonialen Varietäten auf der anderen. Der Einfluss des lokalen Kreols auf das heutige bahamesische Standardenglisch ist erheblich. Sowohl phonetisch-phonologische als auch morphosyntaktische Merkmale finden sich in großer Zahl im ICE-Korpus; sie sind dort auch keineswegs auf die informelle Textsorte der Konversationen beschränkt. Die Analyse letzterer in Verbindung mit Konversationen im Kreol zeigt dabei, dass die Stildimension häufig einen größeren Einfluss auf sprachliche Variation hat als Textkategorie und dass – zumindest teilweise – Stil Vorrang vor Sozialstatus genießt. Für die Bahamas bestätigt sich also empirisch, was in früheren Publikationen anekdotisch für die postkoloniale Karibik beschrieben worden war.

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