Detailseite
Projekt Druckansicht

Zur Effektivität strukturorientierter Zugänge zum Schriftsystem als Grundlage für orthographisches Lernen. Interventionsstudie im Rechtschreibunterricht in fünften Klassen

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 279112504
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Mittelpunkt des OLe-Projekts stand die Frage, ob ein Rechtschreibunterricht, der es Schüler/-innen in Klasse 5 durch entsprechende Lernangebote ermöglicht, Einsicht in phonographisch-silbische, morphologische und syntaktische Regularitäten des deutschen Schriftsystems zu gewinnen, den Ausbau orthographischer Kompetenzen besser unterstützt als ein Rechtschreibunterricht, der die Sachlogik des Lerngegenstands „Schrift“ weniger berücksichtigt. Dazu wurde eine an den Regularitäten des deutschen Schriftsystems orientierte Unterrichtskonzeption entwickelt und Lehrerfortbildungen zu dieser Konzeption sowie zum Umgang mit dem dafür entwickelten Schülerarbeitsheft unterrichtsvorbereitend und -begleitend durchgeführt. Forschungsleitend war die folgende Hypothese: Fünftklässlerinnen und Fünftklässler, die über einen Zeitraum von ca. 16 Wochen nach einem an den Regularitäten des deutschen Schriftsystems orientierten Konzept unterrichtet werden, erzielen in einem Test zur Erfassung der Leistungen in der Wortschreibung und der satzinternen Großschreibung signifikant höhere Leistungszuwächse als Schülerinnen und Schüler, die einen „herkömmlichen“ Rechtschreibunterricht erhalten haben. Auf der Basis von Lehrerfortbildungen und Materialien, die der Konzeption eines solchen graphematisch orientierten Rechtschreibunterrichts verpflichtet sind, sollten Lehrkräfte ihren Unterricht so gestalten, dass Lernende in Jahrgang 5 – insbesondere solche mit ungünstigen kognitiven und sprachlichen Voraussetzungen – Einsicht in die Systematik der Schrift gewinnen, um so ihre Rechtschreibleistungen zu verbessern. Im Schuljahr 2016/17 wurden 15 Klassen in Hamburger Stadtteilschulen nach diesem Konzept unterrichtet. Als Vergleichsklassen dienten zehn Klassen, die schulbuchorientiert an der Wortschreibung arbeiteten. Im Fokus stand besonders die Leistungsentwicklung der 25% schwächsten Rechtschreiber/-innen der Stichprobe. Die Ergebnisse zeigen, dass die schwachen Rechtschreiber/-innen der Interventionsgruppe (n = 50) sowohl direkt im Anschluss an die Intervention als auch vier Monate später signifikant größere Lernfortschritte im Bereich Wortschreibung aufweisen als die vergleichbare Gruppe der Kontrollklassen (n = 40). Die Effektstärken liegen im mittleren bis großen Bereich (Nachtest: η² = .08–.12, verzögerter Nachtest: η² = .07–.13). Das untere Leistungsquartil der Interventionsgruppe profitiert damit stärker als alle anderen Gruppen von dem Lernangebot. Die satzinterne Großschreibung wurde nur von einer Teilstichprobe zusätzlich zur Wortschreibung behandelt – und zwar erst zwischen dem zweiten und dritten Testzeitpunkt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Schüler/-innen und Schüler der Interventionsgruppe (n = 55) zum dritten Testzeitpunkt signifikant bessere Leistungen im Erkennen von durch Konversion entstandenen nominalen Kernen erzielen als die Schüler/-innen der Kontrollgruppe (η² = .067–.144). Neben diesen quantitativen Analyseergebnissen deuten auch die Befunde aus den durchgeführten qualitativen Erhebungen (Rechtschreibgespräche mit Schülerinnen und Schülern, Analyse freier Schreibungen) darauf hin, dass ein an den Regularitäten des deutschen Schriftsystems orientierter Rechtschreibunterricht vor allem für schwächere Rechtschreiber/-innen das Potential besitzt, diese im Ausbau ihres orthographischen Wissens und Könnens besonders wirkungsvoll zu unterstützen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung