Privatsphährewahrender Tauschhandel

• Antragstellerin: Professorin Dr.-Ing. Ulrike Meyer
• Fachliche Zuordnung: Sicherheit und Verlässlichkeit, Betriebs-, Kommunikations- und verteilte Systeme
• Förderung: Förderung von 2015 bis 2020
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 279353706

Tauschhandel ist der Handel von Gütern oder Diensten gegen andere Güter oder Dienste. Diese frühe Form des Handels spielt auch heute noch eine wichtige Rolle in der Weltwirtschaft. So schätzt bespielsweise das US-amerikanische Wirtschaftsministerium, dass der Tauschhandel 20-25% des Welthandels ausmacht und die IRTA (International Reciprocal Trade Association) schätzt, dass allein in den USA 470; 000 Unternehmen aktiv Tauschhandel betreiben. In solchen B2B Szenarien tauschen Unternehmen üblicherweise ihre Wirtschaftsgüter gegen Güter oder Dienstleistungen anderer Unternehmen. Zudem hat der Tauschhandel in den letzten Jahren auch für Privatpersonen wieder stark an Bedeutung gewonnen. Typische Bespiele sind der Tausch von Ferienunterkünften, Büchern oder Dienstleistungen. Der Tauschhandel im B2B-Bereich wie auch der zwischen Privatpersonen wird zunehmend durch Online-Plattformen wie die NATE (National Association of Trade Exchanges) oder Online-Communities wie Tauschticket oder Die Tauschbörse unterstützt. Diese Plattformen ermöglichen Unternehmen und Privatpersonen zwar ihre Angebote und Gesuche auf komfortable Weise zu veröffentlichen, weisen aber zwei wesentliche Mängel auf. Erstens mangelt es den meisten Plattformen an Automatisierung, da von den Parteien verlangt wird, dass sie direkt miteinander in Kontakt treten (persönlich oder online) und dann Details bzgl. ihres Tausches verhandeln. Zweitens legen diese Plattformen wesentliche Informationen über potentielle Tauschgeschäfte offen und zwar unabhängig davon ob der Tausch letztendlich zustande kommt oder nicht. Dies betrifft insbesondere persönliche Präferenzen der Parteien bezüglich der Güter oder Dienste sowie die Mengen, die die Parteien bereit sind zu tauschen. Diese Offenlegung kann die Privatsphäre der Parteien verletzen, z.B. wenn persönliche Interessen oder Bedürfnisse von Privatpersonen oder die Finanzlage eines Unternehmens preisgegeben werden. In diesem Antrag wird eine umfassende Forschungsagenda zur Entwicklung von verteilten Protokollen für den privatsphärewahrenden Tauschhandel vorgeschlagen, die (a) keine vertrauenswürdige dritte Partei benötigen, die (b) die angebotenen und nachgefragten Güter und Mengen jederzeit geheim halten, die (c) sicherstellen, dass die Präferenzen aller Partien gebührend beachtet werden und die (d) sicher gegen interne und externe Angreifer sind. Die Bedeutung und Anwendung der im Rahmen der Forschungsagenda erarbeiteten Ergebnisse gehen über den Tauschhandel hinaus: Insbesondere wird erwartet, dass die privatspährewahrenden Protokollbausteine, die im Zuge des Designs komplexer Protokolle für den Tauschhandel entwickelt werden, auch für das Gebiet der sicheren Mehrparteienberechnung im Allgemeinen von Interesse sein werden. Darüber hinaus wird erwartet, dass die vorgeschlagenen Arbeiten durch die systemische Sicht auf den Tauschhandel die praktische Bedeutung der sicheren Mehrparteienberechnung hervorheben wird.

• DFG-Verfahren: Sachbeihilfen
• Internationaler Bezug: USA
• Kooperationspartnerin: Professorin Dr.-Ing. Susanne Wetzel