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Pathologischer Gebrauch von Internetspielen: Mikrostrukturelle Hinrveränderungen und deren Zusammenhang mit funktionell-neurobiologischen Korrelaten der Belohnungsverarbeitung, inhibitorischer Kontrolle und dem Selbstkonzept

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2015 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 279455351
 
Steigende Fallzahlen rückten die Problematik des pathologischen Gebrauchs von Internetspielen in den letzten 10 Jahren zunehmend in den Fokus der klinischen Forschung. Jedoch fehlt es an adäquaten Therapien sowie präventiven Maßnahmen, besonders bei jugendlichen Betroffenen. Aufgrund des hohen nachgewiesenen Suchtpotenzials fokussiert sich die vorliegende Arbeit auf die exzessive Nutzung von Online-Rollenspielen. Diese bieten mehreren Nutzern mittels eines graphischen Stellvertreters (Avatar) die Möglichkeit, gleichzeitig in einer virtuellen Spielwelt mit- oder gegeneinander zu spielen. Ähnlichkeiten zu Substanzabhängigkeiten und pathologischem Glücksspiel weisen auf eine veränderte mesocorticolimbisch-assoziierte Belohnungsverarbeitung und eine präfrontal gesteuerte inhibitorische Kontrolle hin. Strukturelle Diffusion Tensor Imaging (DTI) Studien lassen vermuten, dass die erhöhte Vulnerabilität Jugendlicher für Abhängigkeitserkrankungen in einem Hirnreifungs-assoziierten Ungleichgewicht der weißen Substanz in und zwischen dem präfrontalen Kortex und dem mesocorticolimbischen System (insbesondere dem Striatum) zugrunde liegen. Die frühe Reifung belohnungsassoziierter Hirnareale könnte zum Streben nach schneller Belohnung führen, das aufgrund der verspäteten Reifung des präfrontalen Kortex wenig kontrolliert wird und risikobehaftetes Verhalten auslöst. Dieses Erklärungsmodell könnte auch für die häufige Entstehung pathologischen Online-Rollenspielgebrauchs bei Jugendlichen eine essenzielle Rolle spielen. Studien zur Belohnungsverarbeitung bei pathologischen Online-Rollenspielern deuten darauf hin, dass Bilder von Avatar und virtueller Welt präfrontale sowie striatale Aktivierungen auslösen. Die hohe Salienz spielassoziierter Stimuli könnte in der Kompensation häufig zu beobachtender Selbstkonzeptdefizite begründet sein.Entsprechende fMRT Untersuchungen zum Selbstkonzept deuten auf die Beteiligung eines fronto-parietalen Netzwerks, u.a. bestehend aus Medial Präfrontalem Cortex (MPFC) sowie inferiorem Parietallappen mit Angularem Gyrus (AG), hin. Entsprechende DTI Studien an Adoleszenten zeigten altersbedingte Reifungsprozesse der weißen Substanz im superior longitudinalen Fasciculus, der fronto-parietale Gehirnareale miteinander verbindet.Eine in unserer Arbeitsgruppe durchgeführte Untersuchung an pathologischen Online-Rollenspielern zeigte eine Assoziation körperbezogener Selbstkonzeptdefizite mit Hypoaktivierungen im AG. Erhöhte AG Aktivierungen korrelierten wiederum mit stärkeren Identifikationsprozessen mit dem eigenen Avatar. In Anlehnung an bisherige Forschungsbefunde soll die folgende Studie longitudinal untersuchen, inwieweit Beeinträchtigungen in Belohnungs- und inhibitorischen Kontroll-Prozessen sowie Selbstkonzeptdefizite mit entwicklungsbedingten funktionellen sowie mikrostrukturellen Veränderungen in präfrontal-striatalen sowie fronto-parietalen Arealen bei pathologischen Online-Rollenspielern assoziiert sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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