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Das Kirtimukha Motiv im Kontext newarischer Architektur (Nepal) und in transkultureller Perspektive

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 279617662
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Es galt, eine ikonographische Besonderheit der newarischen Architektur, die fast ausschließlich im Tal von Kathmandu vertreten ist, über einen Zeitraum von 1500 Jahren und zu dokumentieren. Es handelt sich um den "Löwenkopf", für den Gautama Vajra Vajracharya den Begriff "Sky Face" geprägt hat. Die Forschung vollzog sich problemlos, da es seit 1987 nennenswerte Vorarbeiten gab, die über den Zeitraum von drei Jahren hinweg vervollständigt werden konnten. Mit zeichnerischen Aufnahmen konnte an Bauelementen wie Säule, Kapitell, Portal, Tür und Fenster nachgewiesen werden, wie das Motiv entstand: Beginnend mit den buddhistischen Votivbauten (caitya) des 6. bis 8. Jahrhunderts bis hin zu den Bauten, die nach dem Erdbeben von 1934 mit Gesimsen und Fensterfaschen in Lehmputz errichtet wurden. Eine derartige Kontinuität des Motivs erweist sich in der süd- und südostasiatischen Architekturgeschichte als eine einmalige Besonderheit. Erst um 1920 konkurriert der im 5. Jahrhundert in Indien sich herausbildende Löwenkopf mit dem imperialen Löwen Britanniens. Derartige transkulturelle Überlagerungen konnten allein über den Blick ins Detail erfasst werden. Mit dem Wiederaufbau nach dem Erdbeben vom 25. Mai 2015 konnten sonst unzugängliche Bauelemente erschlossen und dokumentiert werden, da am Darbar Platz in Patan zwei Tempel (von 1563 und1706) völlig eingestürzt und zwei weitere (von 1627, 1637) eingerüstet waren. Überraschenderweise war der Verlust an originalen Bauteilen gering, so dass nach Reinigung der Photograph Ashesh Rajbansh Bauteile und Details erfassen konnte, die einen wesentlichen Teil der Dokumentation ausmachen. Dadurch war es möglich, das Vorkommen des Löwenmotivs über die rein dekorative Wirkung hinaus auch strukturell zu verstehen. In Ajanta, Ellora und Kanheri (Indien, November 2014), Prambanan, Borobudur (Indonesien) und Angkor (Kambodscha, Dezember 2016), sowie Bhubaneswar (Indien, November 2017) wurden transkulturelle Entwicklungslinien aufgespürt, die in der Debatte um die "Indisierung" Südostasiens von besonderen Interesse ist: Ein ikonographisches Detail ermöglicht den Nachweis transkultureller Verflechtungen, wenn entsprechendes Vergleichsmaterial vorliegt. Über die photographische Erfassung von Bauteilen und Details hinaus erlauben die Zeichnungen des newarischen Mitarbeiters Bijay Basukala einen genauen, "nahen" Blick. So kann nachgewiesen werden, dass Motive des späten 5. Jahrhunderts weniger als zwei Jahrhunderte später zum Allgemeingut newarischer Steinmetzen gehören, sich zugleich an der Ostküste Indiens in Orissa bemerkbar machen und von dort wenig später an den Tempeln in Prambanan auf Java.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • The sky face. Kīrtimukha and related hybrid creatures in the architecture of Nepal, South- and Southeast Asia. Kathmandu, Nepal : Vijra Books, 2019 (Himalayan traditions and culture series ; no. 13)
    Niels Gutschow
 
 

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