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Medien, Stereotype und Islam: Zur Rezeption und Wirkung stereotyper Islam-Berichterstattung durch Muslime in Deutschland

Antragsteller Professor Dr. Hans-Bernd Brosius, seit 11/2018
Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 280325936
 
Die aktuelle Berichterstattung über den Themenkomplex 'Islam, Islamisierung, Islamismus und Muslime' ist geprägt durch eine negative Valenz. Bilder von einstürzenden Wolkenkratzern, Enthauptungsvideos oder der Ereignisse rund um Charly Hebdo tragen dazu bei, dass dieser Themenkomplex relativ konsistent und kumulativ mit negativen Attributen medial gepaart wird. Solche Paarungen werden als Medien-Stereotype bezeichnet. bisherige Forschung zeigt, dass deren Rezeption bedeutsame Folgen auf Ansichten, Vorurteile und diskriminierendes Verhalten haben kann. Studien haben dieses Phänomen jedoch fast ausschließlich für Personen der Mehrheitsgesellschaft untersucht. In diesen Studien wurden die Effekte von stereotyper Berichterstattung über medial inszenierte 'Outgroups' (z.B. Muslime) bei Angehörigen der 'Ingroup' (z.B. Nicht-Muslime) untersucht. Dieser Fokus wurde wiederholt kritisiert und mit einem Aufruf nach einer Erweiterung der Perspektive verbunden (Mastro, 2009). Leider ist wenig darüber bekannt wie stereotype Medieninhalte auf Angehörige der stereotyp dargestellten Gruppe selbst wirken. Beeinflusst etwa die negative Berichterstattung die gefühlte Verbundenheit mit Deutschland, dem Islam oder zentralen demokratischen Werten (z.B. Meinungsfreiheit)? Wird der Selbstwert reduziert? Erhöht die negative Berichterstattung unter der (wahrgenommenen?) Regie der Mehrheitsgesellschaft die Bereitschaft die Stimme (oder sogar die Faust) für den politisch missbrauchten Islam(ismus) zu erheben? Das Projekt will einen Beitrag zur Beantwortung dieser Fragen liefern. Das Projekt baut auf zwei Säulen auf. Die erste Säule besteht aus einer Inhaltsanalyse der aktuellen Berichterstattung und einer Befragung. In der Inhaltsanalyse sollen diejenigen Attribute identifiziert werden, die verwendet werden, um den Themenkomplex Islam, Islamisierung, Islamismus und Muslime zu etikettieren. In der zweiwelligen Panel-Befragung soll mit Hilfe der Forschungslogik der Kultivierungsforschung (Gerbner & Gross, 1976) und der Attribute-Agenda-Setting Forschung (McCombs, 2005) getestet werden, ob die Rezeption der medialen Inhalte die Ansichten von Muslimen prägt. Die Verwendung eines Paneldesigns ist notwendig, um reziproke Effekte testen zu können (Slater, 2007). Die zweite Säule besteht aus zwei experimentellen Studien, welche die Sicherheit in Bezug auf die kausale Interpretation der in der Befragungsstudie gefundenen Effekte erhöhen sollen. Es soll getestet werden, ob die Rezeption stereotyper Berichterstattung Einstellungen und Verhaltensintentionen verändert (Experiment 1) und ob einstellungsrelevante Prädispositionen wiederum die Zuwendung zu medialen Inhalten beeinflussen (Experiment 2). Die Berücksichtigung von impliziter Kognition (= automatisch aktivierte, innere Gedanken und Gefühle) zusätzlich zu expliziter Kognition (= kontrollierbare, offen geäußerte Ansichten) soll dazu beitragen, Medieneffekte differenziert erforschen zu können (Arendt, 2013a).
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Dr. Florian Arendt, bis 11/2018
 
 

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