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Das Gedicht im Ohr. Zur akustischen Dimension von Lyrik und zu einigen Stationen einer akustisch orientierten Geschichte der deutschsprachigen Lyrik
Antragstellerin
Privatdozentin Dr. Claudia Hillebrandt
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 280553607
Ziel des Projektes ist zum einen eine methodologische Klärung und Erweiterung gängiger lyrikanalytischer Verfahren im Hinblick auf die akustische Dimension lyrischer Texte, zum anderen werden mit Hilfe dieses neu entwickelten Verfahrens drei literarhistorische Pilotstudien angefertigt. Das zu entwickelnde Verfahren ermöglicht es, die akustische Dimension schriftsprachlich fixierter lyrischer Texte erstmals systematisch zu beschreiben. In den sich anschließenden Fallstudien zu Johann Klaj, Friedrich Gottlieb Klopstock und Ludwig Tieck wird es erprobt und historisch differenziert. Damit leistet das Projekt Pionierarbeit im Bereich der Lyrikforschung: Obwohl es zum Standardvorgehen von Lyrikinterpretationen gehört, Beobachtungen zur akustischen Faktur im Hinblick auf deren Funktion im Gedicht einzubeziehen, können bisher weder alle hier relevanten Textmerkmale befriedigend erfasst noch die anschließende Zuschreibung von Wirkungsdispositionen sowie von symbolischen bzw. Ausdrucksqualitäten theoretisch und methodisch hinreichend begründet werden. Dies ist insofern kaum überraschend, als Analysen dieses Typs auf Wissensbestände aus anderen Fächern zurückgreifen müssen und damit den engeren methodischen Rahmen der Literaturwissenschaft sprengen. Diese Wissensbestände werden nun in diesem Projekt erstmals systematisch zusammengeführt. Das Projekt geht von der These aus, dass es sich bei Funktionszuschreibungen zur akustischen Faktur lyrischer Texte zwar um Konstruktionen handelt, dass diese aber nicht willkürlich, sondern methodisch reguliert vorgenommen werden können. Dazu wird ein interdisziplinär und integrativ angelegtes Vorgehen vorgeschlagen, das neben den gängigen metrischen und rhetorischen Analyseverfahren auch Erkenntnisse aus der analytischen (Musik-)Ästhetik, kulturhistorischen Klangwissenschaft, der Psychoakustik und Psychophonetik für die Analyse fruchtbar macht. Innovationsleistung und Relevanz der Studie lassen sich auf lyriktheoretischer wie auf gattungsgeschichtlicher Ebene verorten: Die Ergebnisse dienen 1. dazu, die literaturwissenschaftliche Interpretationspraxis methodisch besser abzusichern sowie die im Vergleich mit der Erzähl- und Dramentheorie immer noch wenig entwickelte Lyriktheorie weiter voranzutreiben, und lassen sich 2. dazu nutzen, an die Fallstudien anknüpfend eine akustikbezogene Geschichte der deutschsprachigen Lyrik zu entwerfen, die trotz der hohen gattungsgeschichtlichen Relevanz bisher Desiderat geblieben ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen