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Funktionsfähigkeit des sozialen Gehirns bei Gewaltstraftätern mit antisozialer Persönlichkeitsstörung

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2015 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 280687978
 
Gewaltstraftaten verursachen nicht nur großes menschliches Leid für die Betroffenen sondern sie stellen auch ein kostenintensives gesellschaftliches Problem dar, das ca. 5 bis 12% des Bruttoinlandsproduktes westlicher Industriestaaten ausmacht. Dabei wird die Mehrzahl an Gewaltverbrechen von einer relativ kleinen Gruppe von Männern begangen, die bereits seit der Kindheit durch antisoziale und aggressive Verhaltensweisen auffällig geworden sind und die diagnostischen Kriterien einer Störung des Sozialverhaltens (conduct disorder) im Jugendalter bzw. einer antisozialen Persönlichkeitsstörung (ASPD) im Erwachsenenalter erfüllen. Empathie und Theory of Mind (ToM), also die Fähigkeit, eigene mentale Zustände oder die anderer Personen nachvollziehen und daraus Rückschlüsse ziehen zu können, stellen wichtige Konstrukte für die Er-klärung gewalttätigen und kriminellen Verhaltensweisen dar. Bis heute ist jedoch wenig über mögliche Dysfunktionen des sog. sozialen Gehirns, d.h. des für o.g. sozialen Kognitionen zuständigen neuronalen Netzwerkes bei Gewaltstraftätern mit ASPD bekannt und ebenso wenig über die potentiellen Möglichkeiten deren Funktionalität positiv zu beeinflussen. Ziel dieses Projektes ist es, die behavioralen und neuronalen Korrelate o.g. sozial-kognitiver Prozesse bei Gewaltstraftätern mit ASPD zu untersuchen. Aufgrund der Tatsache, dass Männer die eine ASPD entwickeln häufig auch früh substanzbezogene Störungen aufweisen, ist es von Bedeutung deren Einfluss zu kontrollieren, was in den meisten bisherigen Studien vernachlässigt wurde. Daten aus struktureller und funktioneller Bildgebung sowie hormonelle Biomarker im Zusammenhang mit Empathie und ToM werden analysiert und zwischen (1) Gewaltstraftätern mit der Diagnose ASPD, (2) Männern ohne ASPD und Gewalttaten in der Vorgeschichte aber mit einer der Gruppe 1 vergleichbaren Historie substanzbezogener Störungen und (3) gesunden nicht gewalttätigen Kontrollpersonen verglichen. Die Ergebnisse dieser Studie könnten dazu beitragen, bestehende Hypothesen über Zusammen-hänge zwischen ASPD bzw. einem überdauernden Muster gewalttätigem Verhalten und Dysfunktionen des sozialen Gehirns, auf eine empirische Basis zu stellen und darüber hinaus dazu beitragen, Interventionsprogramme zur Verbesserung empathischer und sozialer Funktionen zu entwickeln, um so das Risiko für Rückfalldelikte bei bereits auffällig gewordenen erwachsenen Tätern zu mindern. Schließlich könnten solche Ergebnisse aber auch zur Verbesserung von Prä-ventionsprogrammen für Jugendliche mit einer Störung des Sozialverhaltens genutzt werden, die ein erhöhtes Risiko für Gewaltdelinquenz (auch im Erwachsenenalter) aufweisen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Martin Brüne
 
 

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