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Internationale Interventionen gegen sexualisierte Gewalt in Konfliktgebieten: Intendierte und unintendierte Konsequenzen

Antragsteller Dr. Alex Veit
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 281454229
 
Sexuelle und gender-basierte Gewalt (SGBV) in Kriegsgebieten wurde in den letzten Jahren als politisches und soziales Problem erkannt. Internationale Akteure intervenieren nun in bewaffnete Konflikte, um SGBV gezielt zu vermindern und die Folgen zu lindern. Diese Projekte greifen in gesellschaftliche Auffassungen über Gender und Gewalt ein, die bislang nicht im Fokus humanitär-militärischer Interventionen standen. Damit steht die Interventions- und Konfliktforschung vor der Herausforderung, neben der materiellen Kriegsführung auch gesellschaftliche Normentransformationen zu verstehen. Allerdings hat die Forschung zu Ursachen von SGBV in Konfliktkontexten bislang unzureichend belegte und widersprüchliche Ergebnisse erbracht. Ohne fundierte Kenntnis der Problemursachen können Interventionspraktiken jedoch leicht unerwünschte Resultate erzeugen. Zudem bringen Interventionen neue Ressourcen in Konflikte ein, von denen zivile und militärische Eliten profitieren. Daher besteht die Gefahr, dass es - wie bei Bürgerkriegsinterventionen häufig beobachtet - zu unintendierten Konsequenzen kommt.Die zentrale Fragen des Vorhabens lauten daher: Welche intendierten und unintendierten Konsequenzen erzeugen internationale SGBV-Interventionen in Konfliktkontexten, und wie können sie erklärt werden?Methodisch wird dem durch einen Vergleich von zwei Fallregionen innerhalb der Demokratischen Republik Kongo nachgegangen. Ein Mixed-Methods-Ansatz soll Interventionskonsequenzen erkennbar und kausale Anteile internationaler Praktiken einschätzbar machen. Das Projekt untersucht einerseits, ob Interventionen selbstgesteckte Ziele erreichen. Hierzu werden quantitative Daten erhoben und geprüft, welche Zusammenhänge zwischen Interventionsintensität und der Zahl registrierter SGBV-Vergehen bestehen. Mittels qualitativer Methoden werden konkrete internationale Praktiken beobachtet und ihre Wirkungen erklärt. Hierzu gehören Projekte zur Normveränderung (Framing) hinsichtlich SGBV wie auch die Neu- und Umverteilung von Ressourcen zwischen lokalen Akteuren. Wird SGBV in lokalen Akteurszusammenhängen dadurch delegitimiert? Werden ökonomische Mittel und Gewaltressourcen zugunsten SGBV-bedrohter Gruppen oder schützender Institutionen umverteilt? Andererseits wird auch der Frage nach unintendierten Konsequenzen und möglichen Mischformen nachgegangen. Werden internationale Ziele nicht oder nur in verzerrter (»hybrider«) Form erreicht? Wie nutzen lokale Akteure die Ressourcen, die ihnen von internationaler Seite zur Verfügung gestellt werden? Wie reagieren Täter auf Drohungen und Verfolgung?Das Projekt soll die politikwissenschaftliche Interventions- und Konfliktforschung dahin gehend erweitern, dass auch normative Transformationen hinsichtlich Gender und Gewalt in den Blick genommen werden. Es baut auf den bisherigen Ergebnissen dieses Forschungsfelds auf, um Prozesse in der Entstehung von intendierten und unintendierten Interventionseffekten im Bereich SGBV zu analysieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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