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Mobile Übergänge - mobile Lebensformen? Berufsfindung und Lebensführung beim Übergang in transnationale Wissenschaftslaufbahnen in der Europäischen Union

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 281509238
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Untersuchung befasste sich mit internationalen Promovierenden aus Deutschland in Ländern der Europäischen Union (EU). Es handelt sich um junge Erwachsene, die in Frankreich oder in den Niederlanden in einem sozial- oder geisteswissenschaftlichen Fach promovierten. Zentrale Fragen waren: Inwiefern spielen Aspekte ihrer Berufsausübung wie auch ihrer sonstigen Lebensführung eine Rolle für ihren Übergang in eine wissenschaftliche Tätigkeit im EU- Ausland? Welcher Umgang mit den damit einhergehenden Anforderungen einer transnationalen Lebensführung lässt sich beobachten? Mit einer solchen Fragestellung verfolgte die Untersuchung eine Perspektive auf Übergänge in Bildungs- und Berufsbiografien, die neben beruflichen Orientierungen auch die Lebensformen bzw. die für die Zukunft antizipierte Lebensführung (einschließlich Partnerschaft, Familie und/oder alternative Lebensformen) in Betracht zog. Die qualitative Untersuchung kombinierte Einzel- und Paarinterviews, die mit der Dokumentarischen Methode ausgewertet wurden. Das Sample umfasst 60 Interviews (40 Frauen und 20 Männer, 35 Personen promovierten in den Niederlanden und 25 in Frankreich) sowie 20 Paarinterviews, darunter eine hohe Anzahl an bi-nationalen Partnerschaften (16 von 20). Aufgrund von Erkenntnissen während der Feldforschung wurden die Auswahlkriterien des Samplings erweitert. Die Untersuchung bezog wie geplant junge Erwachsene aus Deutschland ein, die noch an deutschen Universitäten ihr Studium abschlossen, sowie außerdem diejenigen, die bereits vor der Promotion einen Studienabschluss im EU-Ausland erworben haben. Die internationalen Promovierenden aus Deutschland hatten durchgehend alle bereits vor dem Beginn ihrer Promotion diverse Mobilitätserfahrungen erworben. Die Anhäufung der dabei erworbenen Wissensbestände waren im Sinne eines ‚Mobilitätskapitals‘ eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Übergang in das Hochschulsystem des EU-Auslandes. Doch zeigen sich deutliche Unterschiede der Zugangswege ins französische und ins niederländische Hochschulsystem. Die Promovierenden in den Niederlanden gingen überwiegend ohne landesspezifische Vorerfahrungen ins EU-Ausland. Sie nahmen die Niederlande eher als Teil eines internationalen Forschungsraums wahr. Die Promovierenden in Frankreich brachten oft eine lange Erfahrung mit ihrem Aufnahmeland mit, wobei auch französische Sprachkenntnisse eine große Rolle spielten. Dagegen besaßen die Promovierenden in den Niederlanden im Vorfeld der Aufenthalte keine Kenntnisse der Landessprache, die für ihre Promotion auch nicht erforderlich waren. Die bereits in früheren biografischen Phasen begonnene Mobilität innerhalb der EU trug insgesamt dazu bei, soziale Netzwerke auf Basis professioneller und persönlicher Beziehungen länderübergreifend aufzubauen. Die Priorität zwischen der berufsbezogenen und der partner- oder ggf. familienbezogenen Lebensführung verschob sich nach dem Übergang in die Promotion. Professionelle Kontakte und Kooperationen spielten eine zunehmend wichtigere Rolle, während im Studium noch persönliche Kontakte in Europa eine hohe Stellung einnahmen. Einschränkend zur Entwicklung einer horizontalen Europäisierung ist festzuhalten, dass Europa als Möglichkeitsraum (fast) immer auf Nord- und Westeuropa verengt war. Gleichzeitig zeigte sich der Europäische Forschungsraum in den Ergebnissen aus den Paarinterviews von seinen exklusiven Seiten. Diese wurden insbesondere im Fall von Promovierenden deutlich, die in einer Paarbeziehung mit Drittstaatenangehörigen lebten, welche nicht über die europäische Freizügigkeit verfügten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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