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MEntale Repräsentation von Gerüchen: Von physikalischen Eigenschaften zur Perzeption
Antragsteller
Professor Dr. Thomas Hummel
Fachliche Zuordnung
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung
Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 281693005
Seit nicht allzu langer Zeit wird der Geruchssinn wissenschaftlich mit neuen Augen gesehen, vor allem wird er nicht länger als inartikuliert und daher überflüssig für kognitive Vorgänge verstanden. Diese Wandlung in der Wahrnehmung des Geruchssinnes ist u.a. durch die Vergabe eines Nobelpreises für die Erforschung der chemischen Sinne dokumentiert. Gleichzeitig erfährt in der modernen Gesellschaft die emotionale Wirkung von Düften mehr Beachtung. Düfte sind Quelle von Genuss, z.B. beim Essen und Trinken, und sie sind bedeutsam für unser Sozialverhalten; sie beeinflussen unsere Sexualität, den Umgang mit anderen Menschen und im Besonderen mit unseren Kindern. Düfte sind für unser emotionales Gleichgewicht von Bedeutung. Verlieren wir unseren Geruchssinn, gerät diese Balance in Gefahr. In der kognitiven Psychologie ist das Verständnis der zentralnervösen Repräsentation von Objekten wichtig. Die Repräsentation von visuellen Objekten ist wesentlich besser erforscht als diejenige von Düften. Das vorliegende Projekt basiert auf der Annahme, dass die multidimensionale Repräsentation von Gerüchen das Ergebnis des zentralnervösen Vergleichs von Ähnlichkeiten ist, hinsichtlich physikochemischer als auch perzeptueller Charakteristika von Düften. Geplant sind 3 Experimente, die die jeweils spezielle Expertise des französischen Teams an der Universität Lyon / CNRS und des deutschen Teams an der TU Dresden zusammenbringen. In Experiment 1 sollen im Rahmen einer umfangreichen Untersuchung an einer großen Gruppe sowohl in Frankreich als auch in Deutschland die Duftwahrnehmung bezüglich verschiedener Kategorien dokumentiert werden. Die untersuchten Duftstoffe sollen sich systematisch in ihren chemischen Eigenschaften unterscheiden. Die so entstehende Datenbank liefert die Basis für die folgenden Experimente, die getrennt in Lyon und Dresden durchgeführt werden sollen. In Experiment 2 soll die Rolle zentralnervöser "olfaktorischer" Areale (piriformer Cortex, Amygdala und orbitofrontaler Cortex) hinsichtlich der Extraktion physikochemischer und perzeptueller Ähnlichkeiten untersucht werden. Diese Messungen werden sowohl bei Laien (Nicht-Experten) als auch bei Parfumeuren durchgeführt. In Experiment 3 wird die Rolle des Bulbus olfactorius als zentrale Schaltstelle hinsichtlich der Verarbeitung von Ähnlichkeiten zwischen Düften untersucht. In dem geplanten Projekt soll darüber hinaus explizite Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden, die wissenschaftliches Arbeiten allgemein und speziell Riechforschung thematisiert. Insgesamt bringt das geplante Projekt Expertise zum menschlichen Riechvermögen mit Expertise aus dem Bereich der kognitiven Psychologie zusammen. Ziel ist das bessere Verständnis der zentralnervösen Repräsentation von Gerüchen vor allem auf wissenschaftlicher Ebene, aber auch im Hinblick auf die Verbreitung der Erkenntnisse in der Öffentlichkeit.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Mitverantwortlich
Dr. Moustafa Bensafi