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Geschichte eines Leitmediums für Wirtschaft und Politik. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung 1949-1990

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2015 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 281806177
 
Angesichts eines im internationalen Vergleich eklatanten Rückstandes der Forschung über deutsche Leitmedien untersucht das Projekt die Geschichte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Kontext der Gesellschaftsgeschichte der alten Bundesrepublik und in der Funktion als Weltblatt, das primäres Wissen und Orientierung für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im In- und Ausland zur Verfügung stellte, rahmte, interpretierte und diese Bereiche medialisierte. Die Leitfragen des Projekts zielen darauf, wie die organisationale Identität der Zeitung im Hinblick auf den stets bedrohten journalistischen Zentralwert der Unabhängigkeit hergestellt wurde, worauf diese organisationale Identität sich bezog, wie sie tradiert, verändert, nach außen kommuniziert und wie sie rezipiert wurde. Prozesse der Politisierung und Profilbildung sollen dabei ebenso wie die Ausbildung eines Binnenpluralismus analysiert werden. Der zweite Fragenkatalog richtet sich, systemtheoretisch grundiert, auf die Leistungen, Resonanzen, Irritationen, die strukturellen Kopplungen und Erwartungsstrukturen der vier gesellschaftlichen Funktionssysteme Medien, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Drittens sollen in Analysen von Schlüsselbegriffen und Schlüsselthemen, für die das digitale Volltextarchiv der Zeitung eine optimale Basis bietet, Häufigkeitsverteilungen, Bedeutungsverschiebungen, Salienzen, Kontexte und das Agenda-Setting der Ressorts untersucht werden. Der Gesamttitel des Projekts bringt zum Ausdruck, dass das Mediensystem Leistungen für die funktionalen Systeme von Politik und Wirtschaft bzw. Wirtschaftswissenschaft zur Verfügung stellt, von diesen aber auch irritiert wird. Methodisch kombiniert das Projekt die sozialwissenschaftliche Praxis systematischer Zufallsauswahl mit einer medienhistorisch erprobten ereignis-, Akteur- und themenbezogenen Quellenselektion. Grundlage ist hierfür das bisher noch nicht umfassend ausgewertete digitale Volltextarchiv der FAZ. Hinzu kommen als Quellen die nun erstmals zugänglichen Herausgeberprotokolle sowie die Nachlässe zahlreicher Herausgeber, Redakteure und Wissenschaftler, ferner die Berichterstattung der Konkurrenzmedien und Archivalien aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Der Untersuchungszeitraum reicht von der Gründungsperiode der FAZ bis zur Wiedervereinigung. Diese Zäsur bildet einen sinnvollen Einschnitt, der die FAZ als Leitmedium der alten Bundesrepublik vom (digitalen) Medienpluralismus der Berliner Republik abgrenzt.Die Leitfragen sollen in zwei Teilprojekten beantwortet werden, die sich an der Ressorteinteilung in Politik und Wirtschaft orientieren. Die hier erzielten Ergebnisse sollen dann die Grundlagen bilden, um in einem Folgeprojekt das Feuilleton (Nachlass Fest ist derzeit noch in Privathand) in der FAZ zu untersuchen. Das Vorhaben soll ferner als Pilotprojekt Forschungen zu wichtigen Einzelmedien anstoßen und ein Umdenken in den Verlagen hinsichtlich der Archivöffnung in ihren Medien bewirken.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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