Geography of institutional change. A comparative analysis of family firm succession in Baden-Württemberg and the Basque Country
Final Report Abstract
Das Vorhaben zielte im Kontext der zunehmenden Nachfolgeproblematik in Familienunternehmen auf die Analyse der regionalen Besonderheit von Institutionen sowie der Mechanismen institutionellen Wandels. Um die regionalen Besonderheiten von Institutionen sichtbar zu machen, war ein komparatives Untersuchungsdesign nötig, das zwei ansonsten ähnliche Regionen miteinander verglich. Um die Wandlungsprozesse von an sich stabilen Institutionen aufzudecken bedurfte es einer Prozessbegleitung von Akteuren, die wir in Form einer qualitativen Panelbefragung realisierten. Als empirischen Fall wählten wir die Nachfolge in Familienunternehmen in Baden-Württemberg und dem spanischen Baskenland. Die beiden Regionen eigneten sich zum Vergleich, da sie sowohl in ihrer sozioökonomischen und politisch-administrativen Struktur als auch in der Dringlichkeit der intergenerationalen Nachfolge in Familienunternehmen große Ähnlichkeiten aufweisen. Die Unternehmensnachfolge eignete sich als Untersuchungskontext, da sie als Situation beschleunigten Wandels viele Krisenmomente hervorbringt, in denen unterschiedliche normative Erwartungsstrukturen an legitime Handlungsmuster zwischen Übergebern und Nachfolgern deutlich wurden. Zur Beantwortung der beiden Ziele entwickelten wir verschiedene Analysestrategien: Erstens wurden in der Untersuchung der geographischen Besonderheit von Institutionen (Ziel 1) die analytischen Konzepte des institutionellen Kontexts sowie der institutionellen Logiken eingesetzt. Die Analyse zeigte, dass sich jeweils spezifische Konfigurationen von Familien-, Markt- und Gemeinschaftslogiken herausgebildet hatten, die zugleich als Ursprung regional unterschiedlicher Regime der Nachfolgepolitik in den Regionen erkannt wurden. Zweitens nutzten wir im Rahmen einer qualitativen Panelbefragung die Analysestrategie der kritischen Situation, um Momente der Verletzung normativer Erwartungsstrukturen zu bestimmen, die gegensätzlichen Erwartungsmuster aufzudecken und Sanktionsmechanismen zu ermitteln. Ausgehend von 40 empirisch bestimmten kritischen Situationen konnten wir mithilfe einer Inhaltsanalyse des qualitativen Panels zwei Ebenen institutionellen Wandels (Ziel 2) sowie drei Mechanismen institutioneller Arbeit zur Legitimierung neuer Handlungsmuster bestimmen. Die interregionale Vergleichsstudie lieferte insgesamt wertvolle Hinweise, um die Chancen und Risiken der Unternehmensnachfolge für den Mittelstand besser abschätzen und politisch unterstützen zu können. Außerdem tragen die Ergebnisse dazu bei, die institutionentheoretische Debatte innerhalb der Geographie anzuregen und dem bisher vernachlässigten Thema der Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen eine wachsende Bedeutung zuzuschreiben. Die Ergebnisse dieses Vorhabens und das zukünftige Erkenntnispotenzial institutioneller Theorien im Feld der Familienunternehmen spiegeln sich auch darin wider, dass sich institutionelle Perspektiven in der Familienunternehmensforschung verstärkt haben. Umgekehrt werden Familienunternehmen in Studien des organisationswissenschaftlichen Institutionalismus zunehmend als interessante Untersuchungsobjekte erkannt.
Publications
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