Plural Ecologies in Conflict
Final Report Abstract
Die intensive Zusammenarbeit des Netzwerks „Plurale Ökologien im Widerstreit“ erfolgte durch eine Serie themenspezifischer Workshops zu den Bereichen Wissen/Unwissen, Nachhaltigkeit, Religion, Recht, Raum und Geschlecht. Durch Vergleich unserer südostasiatischen Fallstudien und den Input der internationalen Gäste gelang es uns, neue theoretische Konzepte zu entwickeln, die wir in zwei Sammelpublikationen sowie zahlreichen Einzelveröffentlichungen ausformuliert haben. Diese Konzepte tragen zu einem zentralen Forschungsdesiderat der Umweltethnologie bei – der Synthese der Politischen Ökologie mit der Ontologischen Wende. Die erste dieser beiden interdisziplinären Forschungsströmungen betont die Einbettung der Mensch-Umwelt-Beziehungen in translokale Macht- und Wirtschaftsbeziehungen, geht dabei aber oft von einem modernen Dualismus von Kultur und Natur aus. Die Ontologische Wende hinterfragt diesen Dualismus und setzt ihm anders-als-moderne, lokale Konzepte entgegen, bleibt dabei aber oft auf die lokalen Beziehungen beschränkt. Wie sich zeigte, eignen sich Studien zu Südostasien besonders gut, um diese Synthese herbeizuführen, da die Komplementarität von lokalen und translokalen Beziehungen oft in den lokalen Vorstellungen von Mensch-Umwelt-Beziehungen enthalten ist. Das führte uns zur Entwicklung einer Reihe von theoretischen Konzepten: Ökologien als multiple Möglichkeiten der Beziehungssysteme zwischen Menschen und Nicht-Menschen; Pluralisierung als die Dynamik der Koexistenz mehrerer Ökologien in einem Setting; Hegemonialisierung als die ergänzende Dynamik, in der eine Ökologie versucht, die anderen zu dominieren oder zu verdrängen; Ökologien behandeln Nicht-Menschen in den drei Modi „ignorance“ (Nicht-Anerkennung ihrer Existenz, z.B. bei Geistern), „neglect“ (Anerkennung der Existenz, Nicht-Anerkennung ihrer Agency) oder „inclusion“ (Anerkennung von Existenz und Agency). Sie pflegen Beziehungen (attachment) oder lehnen sie ab (detachment). Diese Begriffe ermöglichen eine differenzierte Analyse von Fällen, mit denen eine Reihe von früheren Modellen erweitert werden können. So zeigte sich, dass der Kontrast zwischen lokalem Animismus und globalisiertem Naturalismus nicht die einzige Form ökologischer Pluralität darstellt; dass weder ethnische noch sonstige deutlich umrissene Gruppen Träger von ökologischen Praktiken sind, sondern vielmehr Kontexte und Beziehungen; und dass ökologische Praktiken aus einander widersprechenden Ökologien nicht nur koexistieren können, sondern mitunter politisch-ökologisch motivierte Allianzen bilden.
Publications
-
Plural Ecologies in Conflict. Thematic Issue, SOJOURN – Journal of Southeast Asian Affairs 33,2 (2018)
Kristina Großmann, Guido Sprenger (eds.)