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Typologie der Vokal- und Konsonantenquantität in süddeutschen Varietäten: akustische, auditive und artikulatorische Analysen Erwachsener und kindlicher Sprecher

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung von 2016 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 282416069
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Sprachen und deren Lautsysteme ändern sich im Laufe der Zeit. Diese Lautänderungen lassen sich nachträglich (z. B. Latein noctem → ital. notte), aber auch während des eigentlichen Lautwandelprozesses beobachten. Ein aktuell im Bereich der temporalen Struktur von Silben stattfindender Lautwandel im Westmittelbairischen und Alemannischen stand im Fokus dieses Projekts, das das Verhältnis zwischen derzeit zu beobachtender, d.h. synchroner, Variation und diachronen Änderungen in süddeutschen Varietäten näher beleuchtet hat. In zwei Projektphasen wurden insgesamt acht konkrete Ziele verfolgt, denen zwei Hauptziele übergeordnet waren: (1) die Modellierung der Bedingungen, unter denen sich Quantitätsverhältnisse diachron ändern, um so ein besseres Verständnis von Wandelprozessen in den Sprachen der Welt zu gewinnen; (2) die Modellierung des zeitlichen Verlaufs phonologischen Wandels. Die umfangreichen Untersuchungen der ersten Förderphase zur (In-)Stabilität phonemischer Quantität in Vokal-Konsonant-Sequenzen (VKS) lieferte neue Belege für (1) Lautwandelprozesse bei bairischen VKS in Österreich und Deutschland aufgrund von Dialektausgleich, (2) die generationsübergreifende Stabilität von VK-Mustern in schweizerdeutschen Dialekten und (3) die Herausbildung aspirierter Plosive in jüngeren Sprechern bairischer und schweizerdeutscher Dialekte. Die zweite Projektphase baute darauf auf und untersuchte konkret (1) entstehende Trade-offs zwischen akustischen Reizen in diachronem Wandel, (2) die Auswirkung von Sprachkontakt und Interaktion auf Lautwandel mithilfe Agenten-basierter Modellierung, und (3) die Verbreitung der Lautwandelprozesse durch lexikalische Diffusion. Die Erkenntnisse wurden (4) wiederum zur Verbesserung von Dialektsynthese genutzt. Die Innovation des Vorhabens lag in der großangelegten, varietätenübergreifenden Apparent-time-Studie; in der Kombination verschiedener Methoden zur Prüfung linguistischer Theorien; in der Berücksichtigung sozialer und phonetischer Faktoren; in der Anwendung computergestützter Methoden auf umfangreiche, Varietäten übergreifende Daten von Sprechern unterschiedlicher Altersgruppen; in der Erkundung möglicher Anwendungen für die Sprachtechnologie. Das Projekt hat die in Wien etablierten akustischen und soziophonetischen Analysen von Quantitätsverhältnissen in österreichischen Varietäten inklusive deren Anwendung in der Sprachsynthese mit den am IPS (München) entwickelten akustischen, perzeptiven und physiologischen Methoden zur Produktions-Perzeptionsbeziehung bei Sprechern verschiedener Altersgruppen und den am Phonetischen Laboratorium (Zürich) etablierten Methoden zur Typologisierung schweizerdeutscher Varietäten verbunden. Die Zusammenarbeit der drei Standorte hat u.a. zur Verbesserung von Lautwandelmodellen beigetragen, da nun die Rolle von internen und externen Faktoren bei der (In-)Stabilität von Quantität besser bewertet werden kann.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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