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Integration und Transformation in der spätmittelalterlichen Naturphilosophie: Jacques Legrands aristotelisches Compendium utriusque philosophie

Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 282682744
 
Das Forschungsprojekt untersucht die Anwendung von logisch- mathematischen Methoden und Konzepten auf das Gebiet der Metaphysik des Spätmittelalters. Im Mittelpunkt steht die Erforschung der Problematik der Vollkommenheit der Spezies (perfectio specierum), welche sich ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts verselbstständigt hat und sich auf die Diskussion folgender Frage konzentriert: Wenn alle Seienden zu einer Gattung gehören, wie ist eine systematische, ja hierarchische catena aurea entium, also eine goldene Kette aller Seienden aufzustellen, und zwar von der tiefst stehenden materiellen Kreatur bis hin zum höchsten Wesen? Diese Fragestellung (und natürlich ein weites Spektrum der von ihr motivierten Sonderschwierigkeiten) wird für die Philosophie und Theologie des Spätmittelalters zu einem weiteren Anwendungsgebiet der neuen logischen und sprachphilosophischen Techniken und der calculationes, die in Oxford entstanden und sich rasch an vielen Universitäten Europas ausbreiteten (noch Leibniz spricht mit Begeisterung davon). Wie ist die Vollkommenheit (die perfectio) der verschiedenen Individuen innerhalb einer Spezies quantitativ zu erfassen? Kann eine Ab oder Zunahme dieser Qualität im Verlauf der Zeit stattfinden, und wenn ja: wie ist ihre Spannweite (latitudo) zwischen ihren möglichen maxima und minima zu beschreiben? Während sich der Ansatz der Calculatores durch die Anwendung neuer analytical languages verbreitete, entstand vor allem in dem Werk von Nicole Oresme ein neuer Ansatz für die Behandlung dieser Probleme. Oresme und einige wenige Nachfolger ziehen die Geometrie vor, von welcher sie sich eine deutlicheren Darstellungsform versprechen, die Oresme selbst zu einer selbstständigen Disziplin auszuformen versuchte: Die Lehre der Darstellung von Qualitäten und Bewegungen (configurationes Lehre). Hinzu kommt eine neue inhaltliche Bestimmung: Die Geometrie ist ihrem Wesen nach besser in der Lage, mit stetigen, kontinuierlichen Größen umzugehen. Daraus ergibt sich eine neuartige Behandlung der Problematik der Vollkommenheit der Spezies, welche eindeutig in dem bisher kaum erforschten Tractatus de perfectione specierum von Jacobus de Neapoli zur Sprache kommt. Gegen eine Darstellung mittels der Arithmetik entscheidet sich Jacobus für eine stetige Darstellung aller Seienden durch geometrische Gebilde. Dieser Text, von dem bisher nur drei Handschriften gemeldet worden waren, gilt in diesem Projekt als zentral und soll aus elf Handschriften ediert, übersetzt und kommentiert werden. Der Traktat von Jacobus ist jedoch kein isoliertes Phänomen. Zahlreiche Hinweise deuten darauf hin, dass in der unmittelbar folgenden Generation eine Verschiebung von der Theologie zur Metaphysik für die Thematik der Vollkommenheit der Spezies stattgefunden hat. Diesbezüglich konzentriert sich das Projekt auf vier Hauptquellen, die das Weiterleben dieser Problematik im Kontext der Metaphysik des Spätmittelalters belegen (u.a. N. T. de Amsterdam und P. Venetus).
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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