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Evidentialität, epistemische Modalität und Sprecherhaltung im Ladakischen - Modalität und die Semantik-Pragmatik-Grammatik-Schnittstelle

Antragstellerin Dr. Bettina Zeisler
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Asienbezogene Wissenschaften
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 282920869
 
Das Ladakische ist eine tibetische Sprache, die in Nordindien (Jammu & Kashmir) gesprochen wird. Sie besteht aus zwei Hauptdialektgruppen, die sich in ihrer Grammatik deutlich unterscheiden. Hinsichtlich des Untersuchungsschwerpunktes verhalten sie sich weitgehend relativ ähnlich, allerdings mit zum Teil erheblichen Abweichungen im Detail. Die tibetischen Sprachen und einige weitere tibeto-burmanische Sprachen haben ein besonderes System evidentieller Markierung mittels Hilfsverben, das in der Sprachtypologie bislang nicht vollständig berücksichtigt wird, da es offenbar nicht ausreichend analysiert ist. Im allgemeinen wird zwischen direkten und indirekten Wissensquellen unterschieden. Erstere erfaßt unmittelbar wahrgenommene Fremdsituationen. Aussagen aus diesem Bereich kommt automatisch ein hoher Wahrheitsgehalt zu. Die Selbstwahrnehmung des Sprechers in bezug auf eigene Handlungen bleibt dabei meist unberücksichtigt. Zu den indirekten Wissensquellen zählen Hörensagen und Schlußfolgerung. Beide können, müssen aber nicht mit einem geringeren Wahrheitsgehalt assoziert werden. In den tibetischen Sprachen liegt der Hauptunterschied jedoch zwischen autoritativ bekräftigbaren Situationen, einschließlich eigener Handlungen, und bloß beobachteten Situationen, für die sich der Sprecher keine Autorität anmaßen will, kann oder darf. Das System ist sehr flexibel und die Auswahl der Hilfsverben ist stark pragmatisch kondizioniert. Ziel desProjektes ist die adäquate Beschreibung des komplexen grammatischen Systems evidentieller und im weitesten Sinne epistemischer Markierungen in den ladakischen Dialekten aufgrund einer qualitativen Untersuchung möglichst vieler Dialekte aus allen Dialektregionen. Insgesamt trägt das Projekt zur Erforschung der Semantik-Pragmatik-Grammatik-Schnittstelle im Bereich Modalitätbei. Es dient der genaueren Unterscheidung von Evidentialität und epistemischer Modalität einerseits sowie der Abgrenzung von Sprecherhaltung (speaker attitude, stance) als eigenständiger Perspektivierung oder Profilierung von Aussagen andererseits undfördert das Verständnis von Evidentialität und Sprecherhaltung als grammatische Kategorien. Dies erlaubt auch ein besseres Verständnis entsprechender modale Strategien, d.h., sekundärer Verwendungen modaler Verben und Partikeln. Gleichzeitig dient das Projekt der Dokumentation einer langfristig gefährdeten und bisher noch wenig erforschten Sprache.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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