Detailseite
Projekt Druckansicht

Neurokognitive Mechanismen interindividueller Unterschiede: Gene, Gehirn, Persönlichkeit und Kognition

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2006 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 28300297
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe „Neurocognitive Mechanisms of Individual Differences“ hatte das Ziel, neurokognitive Mechanismen zu untersuchen, welche interindividuelle Unterschiede in der Effektivität und Effizienz exekutiver Funktionen determinieren. Exekutive Funktionen sind die kontrollierten bzw. strategischen kognitiven Prozesse des Frontalhirns, welche bedeutsam sind für erfolgreiches zielgerichtetes Handeln in komplexen und sich verändernden Umgebungen. Hierzu zählen beispielsweise die Fähigkeit, Arbeitsgedächtnisinhalte gegen störende Einflüsse abzuschirmen, aber auch die dynamische Aktualisierung von Arbeitsgedächtnisinhalten und die flexible Anpassung von Verhaltenszielen im Angesicht sich verändernder Umgebungsanforderungen. Der Neurotransmitter Dopamin spielt eine kritische Rolle für Arbeitsgedächtnis und exekutive Funktionen; ein zentraler Arbeitsfokus der Nachwuchsgruppe lag daher auf der Erforschung der Mechanismen dopaminerger Beeinflussung von Arbeitsgedächtnis und exekutiven Funktionen. Im Rahmen eines ‚genetic imaging’-Ansatzes wurde der Einfluss genotypischer Variation in Genen, welche die dopaminerge Neurotranmission kontrollieren, auf Verhalten und neuronale Aktivierungsmuster untersucht. Ein zentrales Ergebnis zeigt, dass im Bereich des Arbeitsgedächtnisses insbesondere die dynamische Manipulation und Aktualisierung der Arbeitsgedächtnisinhalte dopaminerger Kontrolle unterworfen ist. Unsere Arbeiten legen weiterhin nahe, dass insbesondere die durch dopaminerge Rezeptoren vom Typ D2 vermittelten neuronalen Prozesse die kognitive Flexibilität beeinflussen, d.h. die flexible Anpassung an sich ändernden Umgebungsanforderungen. Hierbei scheint insbesondere die funktionelle Kopplung zwischen dorsalem Striatum und Präfrontalcortex bedeutsam zu sein und unter D2-dominierter dopaminerger Kontrolle zu stehen. Die Fähigkeit zur strategischen Verhaltenskontrolle wird auch durch Persönlichkeitsunterschiede beeinflusst. Vorbefunde legten nahe, dass interindividuelle Unterschiede in der Ausprägung der Ängstlichkeit einen Einfluss auf exekutive Kontrollprozesse haben. Im Rahmen des Emmy-Noether-Projekts konnten wir substantiell zur Aufklärung der zu Grunde liegenden neurokognitiven Mechanismen beitragen. Insbesondere konnten wir zeigen, dass eine reduzierte Effizienz kognitiver Prozesse auf eine verstärkte kompensatorische Rekrutierung präfrontaler Systeme bei höher ängstlichen Personen zurück zu führen ist. Ein dritter Forschungsschwerpunkt befasste sich mit den neurokognitiven Grundlagen interindividueller Intelligenzunterschiede. Intelligenzunterschiede können weitreichende Konsequenzen, z.B. hinsichtlich schulischem und beruflichem Erfolg haben; die Erforschung neurobiologischer Grundlagen ist daher von zentraler Bedeutung. Unsere Arbeiten in diesem Bereich demonstrierten erstmals, dass unterschiedliche funktionelle Systeme des menschlichen Gehirns qualitativ unterschiedliche Beiträge zu Intelligenzunterschieden leisten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung