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Kurz- und langfristige Entwicklungsdynamiken und deren Bedingungsfaktoren: Selbstwertveränderung im Erwachsenenalter
Antragstellerin
Professorin Dr. Jenny Wagner
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 283368871
Menschen haben ein inhärentes Bedürfnis, sich selbst positiv zu bewerten und streben dementsprechend nach einem hohen Selbstwert. Der Selbstwert gilt als bedeutender Indikator für das menschliche Verhalten und wird assoziiert mit zentralen Outcomes wie Einkommen oder Depression. Hinsichtlich genereller Entwicklungsverläufe konnte die bisherige Forschung verdeutlichen, dass der Selbstwert in der späten Adoleszenz zum frühen Erwachsenenalter hin ansteigt. Im hohen Alter ist die empirische Lage weniger eindeutig: Einige Studien zeigen einen Abfall des Selbstwertes ab dem 65. Lebensjahr, andere gehen hingegen von Stabilität aus. Schließlich verweisen Forschungsarbeiten darauf, dass die Variabilität um den mittleren Selbstwert beispielsweise mit Gesundheit im jungen Erwachsenenalter in Verbindung steht. Im hohen Erwachsenenalter ist unser Wissen über Selbstwertvariabilität jedoch gering. Unserer Rahmenkonzept differenziert zwischen zwei Prozessen der Selbstwertvariabilität: Reaktivität und Variabilität, wobei beiden Prozessen eine zentrale Rolle für längerfristige Selbstwertentwicklung zugesprochen wird. Basierend auf sozial- und entwicklungspsychologischen Ansätzen werden insbesondere soziale Situationen als Quelle für Mikroprozesse der Selbstwertvariabilität angesehen. Basierend auf unserem Rahmenkonzept zielt das aktuelle Forschungsprojekt darauf ab, drei Prozesse der Selbstwertveränderung zu testen und interindividuelle Unterschiede darin besser zu verstehen. Entsprechend sollen vier miteinander verbundene Forschungsfragen erörtert werden: 1) Welche Muster von Selbstwertreaktivität, Variabilität, und Entwicklung zeigen sich? 2) Kann langfristige Selbstwertentwicklung auf Reaktivität und Variabilität zurückgeführt werden? 3) Welche theoretisch- und empirisch-abgeleiteten Prädiktoren können interindividuelle Unterschiede in Selbstwertveränderung erklären? 4) Inwieweit zeigen altersspezifische Einflüsse differentielle Effekte auf Veränderungsprozesse im Selbstwert? Zur Beantwortung dieser Fragen werden experimentelle Herangehensweisen mit unterschiedlichen Formaten längsschnittlicher Datenerhebung kombiniert und an drei Altersgruppen getestet, welche im besonderen Maße mit Selbstwertrelevanten Herausforderungen konfrontiert sind: (a) junge Erwachsene im Übergang zum Erwachsensein, (b) junge Alte in der Transition zur Verrentung, und (c) sehr alte Probanden, die mit zunehmenden Einschränkungen konfrontiert sind. Diese Methodenkombination getestet an der Zielstichprobe ermöglicht integrative Schlussfolgerungen über das Zusammenwirken von mikro- und makroprozessualen Entwicklungsdynamiken des Selbstwert zu ziehen. Die Ergebnisse dieses Projektes haben zentrale Implikationen für das Verständnis von Adaptationsprozessen bezüglich der Selbstbewertung insbesondere auch im hohen Alter. Zudem ist dieses Wissen essentiell für das Verständnis und die Unterstützung alternder Individuen und Gesellschaften in deren professionellem wie alltäglichen Leben.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Kanada
Mitverantwortliche
Professor Dr. Denis Gerstorf; Professor Dr. Oliver Lüdtke
Kooperationspartnerinnen
Professorin Dr. Anna Baumert; Professorin Dr. Christiane Hoppmann