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Verordnungen (ling) in der Gesetzgebung der Qin-Dynastie
Antragsteller
Privatdozent Dr. Ulrich Lau
Fachliche Zuordnung
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 283927148
Ziel des Projekts ist es, eine neuentdeckte umfangreiche Sammlung von amtlichen Verordnungen (ling) aus der Gründungsphase des ersten chinesischen Kaiserreiches der Qin-Dynastie (221-207 v. Chr.), die 2007 von der Yuelu-Akademie in Changsha erworben wurde, für die sinologische und vergleichende rechtshistorische Forschung zu erschließen. Die Verordnungen, die auf Bambusleisten notiert wurden, sind erst jetzt der Forschung zugänglich. Als Quellen für die Erforschung der chinesischen Rechtsgeschichte sind sie von hoher Relevanz. Die eingehende Untersuchung dieser ältesten erhaltenen Verordnungen Ostasiens verspricht signifikante neue Erkenntnisse über die Funktion dieser besonderen Form staatlicher Satzung und deren Anteil am Aufbau einer effizienten staatlichen Verwaltung im ersten chinesischen Kaiserreich sowie über die hoch spezialisierten und innovativen Verfahren, mit denen neue Verordnungen eingeführt wurden. Die Erforschung dieser Quellen ist auch deshalb von besonderer Bedeutung, weil das Rechtssystem der Qin-Dynastie nach herrschender Auffassung die Grundlage für das Recht der nachfolgenden Han-Dynastie und späterer chinesischer Kaiserreiche bildete. Im Ergebnis der Untersuchungen soll eine Monographie erstellt werden, die aus einer kommentierten vollständigen Übersetzung der neuentdeckten Quellen und einer Analyse des Beitrags der Qin-zeitlichen Verordnungen zur chinesischen Rechtsgeschichte bestehen wird.Die bislang unbekannten amtlichen Verordnungen der Qin-Dynastie dokumentieren eine dynamische und flexible Gesetzgebung. Institutionalisierte Verfahren, mit denen Verordnungen beantragt, ausgearbeitet und zum Gesetz erhoben wurden, ermöglichten es dem Herrscher, auf neue Situationen und Anforderungen unter Berücksichtigung lokaler Bedingungen flexibel und schnell zu reagieren und dabei Beamte unterschiedlicher Verwaltungsebenen einzubeziehen, die selbst Regelungen initiieren konnten.Die Verordnungen reflektieren einen Kompromiss zwischen dem Anspruch der kaiserlichen Regierung auf Autorität und Kontrolle und der Delegierung von Verantwortung auf untere Ebenen. Die Beamten vor Ort sollten sich an den von der Zentrale erlassenen gesetzlichen Vorschriften orientieren. Zugleich wurde ihnen ein Entscheidungsspielraum zu eigenverantwortlichem Handeln eingeräumt, der nötig war, um in dem riesigen Territorium mit Menschen unterschiedlicher kultureller Identität und historischer Traditionen eine effektive Verwaltung zu etablieren.In einem abschließenden Vergleich soll geklärt werden, inwieweit das mit den Verordnungen verbundene Gesetzgebungsverfahren oder einzelne Verordnungen der Qin-Dynastie nach dem Dynastiewechsel von den Nachfolgern übernommen worden sind und das antike chinesische Recht geprägt haben.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen