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RASSCO. Die Entwicklung des öffentlichen Wohnungsbaus in Israel: deutsch-israelische Institutionalität im Zeichen von Haavara und Wiedergutmachung (1934 bis 1973)

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Ines Sonder; Dr.-Ing. Joachim Trezib
Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Asienbezogene Wissenschaften
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Städtebau/Stadtentwicklung, Raumplanung, Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Landschaftsplanung
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 284415754
 
Die Gründung der RASSCO (Rural and Suburban Settlement Company) im Jahre 1934 in Tel Aviv bildete einen Meilenstein in der baulichen Entwicklung des jüdischen Palästinas und des späteren Staates Israel. Initiiert von der Deutschen Abteilung der Jewish Agency entwickelte sich die RASSCO zum entscheidenden Instrument bei der Ansiedlung und Eingliederung der aus NS-Deutschland vertriebenen Juden nach dem Modell der Mittelstandssiedlung mit ergänzenden Erwerbs-Infrastrukturen - eine Intregrationsleistung, die bis heute einzigartig ist. Ihre Tätigkeit stand in unmittelbarem Zusammenhang mit dem zwischen der Jewish Agency, der Zionistischen Vereinigung für Deutschland und dem Deutschen Reich geschlossenen sog. Haavara-Abkommen (1933), durch welches enorme Waren- und Kapitalströme aus Deutschland nach Palästina kanalisiert wurden. Insbesondere die Bauwirtschaft des Landes erfuhr hierdurch einen entscheidenden Aufschwung: neue Instrumentarien der Kapitalakkumulation, neue Methoden der Normung und Rationalisierung im Bau und eine integrative Planung von Siedlungswesen und Regionalentwicklung wurden eingeführt. Die Aktivitäten der RASSCO besaßen eine prototypische Funktion für die Siedlungs- und Entwicklungspolitik des Staates Israel; auch nach 1948 behielt sie ihre prägende Stellung innerhalb der staatlichen Bauproduktion bei. Zu den Großprojekten gehörten die Projektierung und der Ausbau des National Water Carriers, zahlreiche geschlossene landwirtschaftliche Siedlungen und städtische Wohnviertel und kommunale Einrichtungen in den urbanen Ballungsräumen sowie eine Vielzahl bedeutender, für die Architektur im Land wegbereitender Einzelprojekte, darunter z.B. das Eretz Israel-Museum und der Shalom Meir-Tower in Tel Aviv. Durch ihre institutionellen und personellen Verflechtungen war die RASSCO eng in den Prozess der deutsch-israelischen Annäherung im Zeichen des sog. Wiedergutmachungsabkommens von 1952 eingebunden und trug in erheblichem Maße zur Verstetigung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der BRD und Israel bei. Die Entwicklung der RASSCO repräsentiert als Institutionengeschichte einen bedeutenden Teil der deutsch-jüdischen bzw. deutsch-israelischen Geschichte im 20. Jahrhundert; zudem repräsentiert ihre Bauproduktion einen Epochenquerschnitt durch die heroische Phase der Architekturmoderne, wie sie in ihrer spezifischen Ausformung die Aufbaujahre des zionistischen nation building zwischen den 1920er und 1970er Jahren prägt. Ziel des Forschungsprojektes ist es, erstmals die Institutionsgeschichte der RASSCO in einem breit angelegten Ansatz transdisziplinärer wissenssoziologischer, sozio-ökonomischer sowie institutioneller und personeller Einflussfaktoren zu untersuchen, ihren maßgeblichen Beitrag bei der Entwicklung des Wohnungsbausektors in Palästina/Israel zu erfassen und im Rahmen eines repräsentativen Werkkatalogs sowie im Kontext der Bauproduktion des Landes und internationaler Vergleichsbeispiele zu dokumentieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel, Österreich
 
 

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