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Ist die bei uns übliche medizinische Rehabilitation bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wirksam und bedarfsgerecht? Eine versorgungswissenschaftliche randomisierte, kontrollierte Studie in einer exemplarischen Indikation (MERCED-Studie)

Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 285728264
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) sind komplexe multifokale Erkrankungen. Sie bedürfen einer ebenso komplexen multi- und interdisziplinären Behandlung. In Deutschland stehen für erwerbstätige Sozialversicherte hierzu (meist wohnortferne) Fachkliniken zur Verfügung. Ihr Ziel ist die medizinisch-berufliche Rehabilitation bei gefährdeter oder geminderter Erwerbsfähigkeit. Die MERCED-Studie zielte als kontrollierte randomisierte Studie (RCT) exemplarisch auf die Prüfung von Wirksamkeit und Nutzen einer stationären Reha (IG) bei im Vergleich zur Fortführung der wohnortnahen Versorgung (KG). Sie wurde von einem Patientenbeirat begleitet und beraten. Drei seiner Mitglieder berichteten über ihre Erfahrungen mit MERCED in der Zeitschrift ihrer Patientenorganisation DCCV. Die beiden Gruppen von Versicherten mehrerer gesetzlicher Krankenkassen und verschiedener Regionalträger der gesetzlichen Rentenversicherung mit einer ärztlich diagnostizierten CED wurden zweimal im Abstand von zwölf Monaten um das Ausfüllen eines Fragebogens gebeten. Als primäre Zielgröße galt die Entwicklung der Teilhabe am sozialen Leben, als sekundäre Zielgrößen u.a. Krankheitsaktivität, Selbstmanagement- Aspekte, Vitalität, Lebensqualität und drei erwerbsbezogene Variablen. Die soziale Teilhabe (IMET-Skala) verbesserte sich in der Interventionsgruppe (IG) stärker als in der Kontrollgruppe (KG; 7,3 versus 2,9 Punkte; p=0,018; d=0,23). Günstigere Entwicklungen zeigte die IG auch in der Krankheitsaktivität (GIBDI), Vitalität (SF-36), gesundheitsbezogenen Lebensqualität (EQ-VAS) sowie im Selbstmanagement (heiQ) mit Effektstärken zwischen 0,3 und 0,4. Für die drei erwerbsbezogenen Zielgrößen fand sich kein Vorteil. Die Befunde sprechen für die generelle absolute Wirksamkeit und den Zusatznutzen einer fachlich qualifizierten CED-Reha im Vergleich zu „usual care“, vorerst allein im Bereich klinischer und psychosozialer Zielparameter. Zudem belegt MERCED die immer wieder in Zweifel gezogene Durchführbarkeit und die rechtliche und ethische Unbedenklichkeit pragmatischer RCTs in der Reha-Forschung. Auf Basis der Studienergebnisse ist die Berücksichtigung der medizinischen Rehabilitation in Leitlinien für diese Krankheitsgruppe zu fordern, die gastroenterologischen Praxisleitlinien sollten hierzu ergänzt werden. Um Wirksamkeit auch im Bereich der im SGV VI betonten sozialmedizinischen Parameter (Arbeitsunfähigkeit, vorzeitige Berentungen, Teilzeitarbeit, Einkommensverluste, Zurücksetzungen, blockierte Aufwärtsmobilität, subjektive Erwerbsprognose) zu erreichen, sind weitere Anstrengungen von Seiten der Rehakliniken und der Rehaträger zu fordern.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Partizipative Versorgungsforschung – aus Sicht des Patientenbeirates der MERCED-Studie. DCCV Journal Bauchredner 2020; 3: 65-69
    Kanbach I, Wiegers R, Genez K
  • The effectiveness of actively induced medical rehabilitation in chronic inflammatory bowel disease—results from a randomized controlled trial (MERCED). Dtsch Ärztebl Int 2020; 117: 89-96
    Hüppe A, Langbrandtner J, Lill C, Raspe H
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3238/arztebl.2020.0089)
 
 

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