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Vorausplanung in der Sprachproduktion: Eine Untersuchung inter- und intraindividueller Unterschiede bei der Produktion von Phrasen und Sätzen in L1 und L2

Antragstellerin Dr. Jana Klaus
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 287186208
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wenn Sprecher komplexe Äußerungen (z.B. „die große rote Ente“) vorbereiten, müssen sie die einzelnen Elemente dieser Äußerung sowohl auf semantischer als auch auf phonologischer Ebene vorbereiten. Während in der Literatur angenommen wird, dass die semantische Vorausplanung einer Äußerung in jedem Fall vor Sprechbeginn abgeschlossen ist, herrscht weiterhin Uneinigkeit darüber, ob Sprecher auf phonologischer Ebene tatsächlich bis zum äußerungsfinalen Element („Ente“) vorausplanen oder diese Planungsschritte abschließen, während die Äußerung bereits initiiert wurde. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass diese Vorausplanungsspanne inter- und intraindividuellen Schwankungen unterliegt. Ziel dieses Projekts war es, diesen möglichen Unterschieden auf den Grund zu gehen. Dazu nutzten wir das Bild-Wort-Interferenz-Paradigma, das es uns ermöglicht, die phonologische Aktivierung von nicht-initialen Elementen einer Äußerung zu messen: Wenn diese Elemente vorausgeplant sind, sollten sich die Reaktionszeiten in Anwesenheit eines relatierten Ablenkerwort im Vergleich zu einer unrelatierten Bedingung unterscheiden. Wir untersuchten, ob das Ausmaß der phonologischen Vorausplanung (auch hinsichtlich der Polarität des Distraktoreffekts) durch die individuelle verbale Arbeitsgedächtniskapazität moduliert wird, d.h. ob interindividuelle Unterschiede zur Variabilität des Vorausplanungseffekts beitragen. Dies ließ sich allerdings nicht nachweisen: Obwohl wir eine starke Variabilität hinsichtlich der Distraktoreffekte für das äußerungsfinale Element fanden, ließ sich kein Zusammenhang zur individuellen Arbeitsgedächtniskapazität herstellen. In einem zweiten Experiment untersuchten wir, ob die Benennungsgeschwindigkeit, die auch innerhalb von Individuen über die Länge eines Experiments schwankt, einen Einfluss auf die phonologische Vorausplanung hat, d.h. ob intraindividuelle Unterschiede zur phonologischen Vorausplanung beitragen. Wir konnten zeigen, dass sich Vorausplanungsmuster über die Benennungslatenzverteilung zwischen schnellen und langsamen Sprechern unterscheiden, sich allerdings angleichen, wenn es ein zeitlich begrenztes Antwortfenster gibt. Eine weitere Studie beschäftigte sich mit der Frage, ob im Falle der Sprachproduktion in der L1 die jeweilige Zweitsprache koaktiviert ist, d.h. ob lexikale Selektion sprachspezifisch oder -nonselektiv ist. Dazu verwendeten wir eine Variante des sogenannten Phono-translation- Paradigmas, bei dem Probanden ein visuell präsentiertes Objekt in ihrer Muttersprache benennen sollten (z.B. „mes“ [Messer]), während sie englische Ablenkerwörter hörten, die phonologisch relatiert oder unrelatiert zur englischen Übersetzung des Zielworts waren (z.B. „knight“, das phonologisch relatiert zu „knife“ ist, vs. „plane“). Tatsächlich antworteten die Probanden langsamer, wenn sie einen zur Übersetzung des Zielworts relatierten Distraktoren – allerdings nur, wenn die Versuchsleiterin während des Experiments in der Muttersprache der Probanden (Niederländisch) mit ihnen kommunizierte. Wenn die L2 (Englisch) zusätzlich durch die Experimentalsituation verstärkt wurde, fanden wir diesen Inhibitionseffekt überraschenderweise nicht. Unsere vorläufige Interpretation ist, dass Probanden in dem Fall bewusst verstärkt Kontrollprozesse rekrutiert haben, um die L1 (= Zielsprache) stärker zu aktivieren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2018). Non-invasive brain stimulation to investigate language production in healthy speakers: A review and meta-analysis. Brain and Cognition, 123, 10-22
    Klaus, J., & Schutter, D.J.L.G.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.bandc.2018.02.007)
  • (2018). The role of left dorsolateral prefrontal cortex in language processing. Neuroscience, 377, 197-205
    Klaus, J., & Schutter, D.J.L.G.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.neuroscience.2018.03.002)
  • (2018). The second language interferes with picture naming in the first language: evidence for L2 activation during L1 production. Language, Cognition and Neuroscience, 33, 867-877
    Klaus, J., Lemhöfer, K., & Schriefers, H.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/23273798.2018.1430837)
  • An investigation of the role of working memory capacity and naming speed in phonological advance planning in language production. The Mental Lexicon Vol. 13:2 (2018) pp. 159–185
    Klaus, J., & Schriefers, H.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1075/ml.17020.kla)
  • Bilingual word production. In: The Handbook of the Neuroscience of Multilingualism. Wiley-Blackwell 2019 214-229
    Klaus, J., & Schriefers, H.
 
 

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