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Der Steuerstaat im Spannungsfeld von Demokratie und Kapitalismus. Eine Geschichte der öffentlichen Finanzen in der Bundesrepublik Deutschland (1949-1989)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2016 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 287897891
 
Politik ist nahezu immer auch Finanzpolitik. Erst Einnahmen ermöglichen es, den Staat zu gestalten. Die eingenommenen Mittel sinnvoll zu verteilen ist eine der Hauptaufgaben staatlichen Handelns. Mit den Entscheidungen wird nicht nur Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft genommen, vielmehr stellen Steuern und Transfers auch die wichtigsten Mittel staatlicher Umverteilung dar. Sie sind seit jeher umstritten und Gegenstand gesellschaftlicher Verteilungskämpfe. Während die Demokratie auf dem Gleichheitsversprechen für die Staatsbürger beruht, erzeugen marktwirtschaftliche Mechanismen permanent Ungleichheit. Steuern und Transfers sind deshalb wichtige Mittel, um eine Balance zwischen diesen widerstrebenden Tendenzen von Demokratie und Kapitalismus zu finden. Meine Arbeit fragt am Beispiel der staatlichen Finanzpolitik danach, wie dieser Ausgleich in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1989 zu erreichen versucht wurde. Der vergleichsweise lange Untersuchungszeitraum wurde gewählt, um zeigen zu können, wie die Regierung auf unterschiedliche Situationen reagierte, und welche Finanzpolitik sich unter den jeweiligen Umständen als erfolgreich erwies bzw. welche nicht. Ich verfolge hierbei einen akteurszentrierten Ansatz, um das Verhältnis zwischen den strukturellen Bedingungen einer Situation und der Vielfalt oder auch der Beschränktheit, der den führenden Personen zur Verfügung stehenden Handlungsoptionen zu analysieren. Die Studie konzentriert sich klassisch auf den Nationalstaat, weil Steuer- und Haushaltspolitik nach wie vor ganz wesentlich national geprägt sind. Gleichzeitig nehme ich aber auch Transfer- und Vergleichsprozesse in den Blick, da Politiker, Ministerialbürokraten und die verschiedenen Interessenvertreter bei wesentlichen Entscheidungen fast immer einen Abgleich mit den Verhältnissen in anderen westeuropäischen Staaten oder in den USA vornahmen. Einige der wesentlichen Veränderungen in der Bundesrepublik wurden so von Entwicklungen im Ausland angetrieben. Die aktuelle Krise hat die Staatsfinanzen in den Mittelpunkt öffentlicher Debatten gerückt. Die wissenschaftlichen Stellungnahmen zur Krise stammen im Wesentlichen von Ökonomen, die quantifizierend mit zumeist tagesaktuellen Zahlen arbeiten. Historische Arbeiten zu den Staatsfinanzen in Deutschland seit 1945 fehlen weitgehend. Meine Arbeit soll einen Beitrag zur Entzifferung der Genealogie der Gegenwart leisten und eine zeithistorische Forschung zur staatlichen Finanzpolitik in der Bundesrepublik Deutschland anstoßen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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