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Blockwälle und Overwash-Sedimente in der Galway Bay West Irlands. Genese und Chronologie extremer Wellenereignisse im Jüngeren Holozän

Fachliche Zuordnung Physische Geographie
Förderung Förderung von 2015 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 288491336
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Region Galway Bay mit den vorgelagerten Aran-Inseln an der zentralen Westküste von Irland zeichnet sich aus durch viele km lange Blockwälle in Meeresnähe wie auch auf 30 m hohen Kliffen. Individuelle Blöcke bis weit über 100 t an Masse, ein gegliedertes Relief mit flachen und steilen Böschungen, stark exponierte und geschützte Abschnitte und solche mit Tiefwasser und Flachwasser liefern verschiedene Rahmenbedingen für die Gestaltung durch marine Prozesse. Schichtung und Klüftung im Karbonkalk stellen in joint bound scenarios Blöcke jeder Größenordnung für den Transport gegen die Schwerkraft zur Verfügung, so dass sich envelopes für die umgesetzte Energie von Wellen, Boren und ggf. Tsunamis nach Blockgrößen, Bewegung gegen die Schwerkraft, Bewegungsstrecken, Ablagerungshöhen etc., auch in Abhängigkeit von der Blockform, im Gelände ermitteln lassen. Kleinformen biogener Abtragung im Gezeitenbereich und ihre Umgestaltung durch Karstlösung nach Verlagerung an Land bieten relative Altersindizien. Auf die Wirkung starker Strömungsprozesse bei der Organisation von Blöcken deuten rhythmisch querlaufende Wallsegmente ebenso hin wie langgestreckte Blockzungen als Vollformen mit Gesamtmassen von mehreren 10.000 t. Beide sind bisher von marin/litoralen Blockablagerungen noch nicht beschrieben worden. Archive mit feineren Sedimenten (Grobsand, granules, Bruchschill, pebbles) sind selten, räumlich sehr beschränkt, meist weniger als 1 m mächtig und oft chaotisch bzw. ungeschichtet. Einige enthalten Eigenschaften, die für Tsunamiablagerungen beschrieben werden (mud clasts, grading upwards, erosional bases). Zur Ermittlung einer Chronologie extremer Ereignisse wurden insgesamt über 80 AMS-Alter ermittelt, welche das gesamte Jüngere Holozän überdecken und eine bemerkenswerte Stabilität von Formen und Ablagerungen im Küstenstreifen belegen, obwohl der Meeresspiegel in dieser Region relativ um etwa 5 m innerhalb der letzten 5000 Jahre angestiegen ist. Die Ergebnisse des Projektes widersprechen in mancher Hinsicht den bisher am meisten publizierten Vorstellungen (wie z.B.: junge Blockablagerungen, ausschließlich von Stürmen verursacht, mit hoher Dynamik und Wanderung der Blockwälle landwärts bei starker Klifferosion, Ausschluss von Tsunamibeteiligung). Bei sechs Winterstürme mit Hurrikan-Kategorien 3 und 4 Anfang 2014, den stärksten in historischer Zeit bekannten, wurden allerdings die größten Blöcke (über 20-30 t) nicht gegen die Schwerkraft bewegt, die höher liegenden (oberhalb +20 m MHW) Blockwälle gar nicht erreicht, die tieferliegenden an der seewärtigen Böschung aktiviert und abgetragen. Geomorphologische und archäologische Fakten deuten auf sehr geringen Kliffrückgang im resistenten Karbonkalk über die letzten Jahrtausende. Die größten Bockmassen sind heute inaktiv, liegen in großer Höhe (bis >30 m) und oft weit landeinwärts (> 200 m) und wurden dort vor mehreren 1000 Jahren abgelagert, als der relative Meeresspiegel etliche Meter tiefer lag mit Küstenlinien seewärts der heutigen. Daher reichen auch Superstürme zur Erklärung des Formen- und Sedimentgefüges im Arbeitsgebiet nicht aus, schon gar nicht für Lokalitäten innerhalb der Galway Bay. Wahrscheinlich besteht ein Zusammenhang mit Tsunamis infolge Massenbewegungen an den steilen und über 2000 m hohen Flanken des Rockall Trough westlich von Irland im Nordatlantik, die bereits sehr genau kartiert sind. Allerdings fehlen von diesen Prozessen noch genauere Daten (einige aus dem Spätglazial und älteren Holozän sind vorhanden), doch weisen die Ozeanographen auf die andauernde Gefahr von Tsunamis für die Küstenregionen im Westen Irlands hin. Es wäre wünschenswert, die Beziehungen zwischen submarinen Massenbewegungen im NE-Atlantik und den Blockablagerungen der Region Galway und Aran-Inseln über weitere Datierungen zu überprüfen. Auf diese Weise könnte das hervorragende natürliche Testgebiet für Prozesse von Blockbewegungen an Land mit den potentiell dafür mit-verantwortlichen submarinen Prozessen verbunden werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2017). Boulder ridges and washover features in Galway Bay, western Ireland. – Journal of Coastal Research 33 (5): 997 – 1021
    Erdmann, W., Kelletat, D., Kuckuck, M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.2112/JCOASTRES-D-16-00184.1)
 
 

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