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Die Materialität der Wissensordnungen und die Episteme der Zeichnung. Die Zeichnungsalben des Sebastiano Resta

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 288964779
 
Gegenstand des vorliegenden Antrags sind die Klebebände des Kenners und Zeichnungssammlers Sebastiano Resta (1635-1714), der seine Zeichnungen in Alben nach unterschiedlichen historiographischen Kriterien ordnete. Sie stellen eine visuelle Kunstgeschichtsschreibung dar, deren Ordnung durch die Abfolge der Gegenstände selbst, nämlich der Zeichnungen, getragen wird. Die Evidenz der historisch geographischen Ordnung von Restas Alben unterliegt einer komplexen Beweisführung durch das Bild und Textgeflecht, das zugleich Einblick in die Beweggründe der Auswahl erlaubt. Als visuell argumentierende Kunstgeschichten entwerfen Restas Alben erstmals eine Kunstgeschichtsschreibung, die das Format der Künstlerviten ablöst und stattdessen geographisch ausgerichtete Ordnungssysteme, wie das der Schulen, pragmatisch umzusetzen vermag. In den Alben Sebastiano Restas wird folglich in nuce bereits eine visuelle Kunstgeschichtsschreibung greifbar, wie sie bislang erst in der Neuordnung des Belvedere in Wien durch Christian Mecheln (zwischen 1778 und 1781) vermutet wurde. Die Fragestellung des beantragten Projektes setzt genau hier an und untersucht die historiographischen und epistemischen Voraussetzungen für Restas Alben. Ziel der Untersuchung ist es, die Episteme der Zeichnung als Träger früher Wissensordnungen der Kunst für die Wissenschaftsgeschichte der Kunstgeschichte wiederzugewinnen und ihre Aporien exemplarisch darzulegen. Am Beispiel der Klebebände Sebastiano Restas sollen die dem Material impliziten, historischen sowie methodischen Voraussetzungen dieser visuellen Wissensordnungen der Kunst um 1700 erstmals aufgezeigt und im Kontext taxonomischer Modelle der Naturgeschichte und graphologischer Methoden der Zeit um 1700 diskutiert werden. Damit wird nicht nur beabsichtigt, eine der Wurzeln der Kennerschaft und ihre enge Verbindung zu zeitbedingten epistemischen Annahmen über die Zeichnung zu erforschen, sondern vor allem auch die theoretischen Implikationen, die mit der Materialität dieser, anhand von Zeichnungen erstellten Wissensordnungen einhergingen, offenzulegen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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