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"Reaching the People": Kommunikation, Zugang zur Weltöffentlichkeit und globale Ordnung im 20. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289213179
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel der Emmy Noether-Gruppe war die Untersuchung der Rolle von Kommunikation und Informationsverbreitung in Entwürfen globaler Ordnung im zwanzigsten Jahrhundert. Ein Kennzeichen des Jahrhunderts, so die Ausgangsthese der Emmy Noether-Gruppe, war die Entstehung von Öffentlichkeiten, die häufig einerseits über den nationalen Rahmen hinausgingen, andererseits aber auch neue Teile der Weltbevölkerung jenseits von Eliten tangierten. Welche Strategien und Methoden wurden entwickelt, um verschiedene Akteurinnen und Akteure an der Weltöffentlichkeit zu beteiligen und um z. B. Frauen oder ländlichen Bevölkerungen Zugang zu Informationen zu ermöglichen? Mit welchen politischen Zielen und Interessen wurden diese Strategien und Methoden verbunden? Welche Gruppen suchten aus eigener Initiative das weltweite öffentliche Interesse? Und wie wurde der Zugang begrenzt und kontrolliert? Die Unterprojekte der Emmy Noether-Gruppe erforschten, wie grenzüberschreitende Öffentlichkeiten konstituiert, imaginiert, geöffnet und geschlossen wurden. Auf konzeptioneller Ebene widmete sich der Sammelband Global Publics: Their Power and Their Limits (hg. Valeska Huber und Jürgen Osterhammel, Oxford University Press 2020) der Frage neuer Weltöffentlichkeiten. Das AHR History Lab Forum Globalizing Publics (American Historical Review 129/2, 2024) entwickelte den Weltöffentlichkeitsbegriff weiter und vermittelte ihn durch Essay-Formate zu unterschiedlichen Praktiken von „public-making“ an eine breitere wissenschaftliche Öffentlichkeit. Andere Aufsätze wie Valeska Hubers „Openness and Closure: Spheres and Other Metaphors of Boundedness in Global History“ trugen zur Reflexion des globalgeschichtlichen Feldes als Ganzem bei. Neben dem Sammelband, dem AHR-Forum und verschiedenen Aufsätzen wurden im Rahmen der Emmy Noether-Gruppe vier Unterprojekte durchgeführt und inzwischen abgeschlossen. Valeska Hubers Monographie "A World of Readers: The Project of Universal Literacy in the Twentieth Century" beschäftigt sich mit Alphabetisierungskampagnen als zentraler Methode von Staaten und internationalen Organisationen, im zwanzigsten Jahrhundert breite Bevölkerungsschichten zu erreichen. Lea Börgerding untersuchte in ihrer Dissertation die Verbindung der DDR-Frauenbewegungen zum „Globalen Süden“ und somit die Entstehung von weiblichen Öffentlichkeiten jenseits von klassischen Grenzziehungen. Sophie-Jung Kim erforschte den indischen Mönch Vivekananda als globale Ikone, der verschiedene Öffentlichkeiten verband. Sie begann zudem ein Anschlussprojekt, das in den Blick nimmt, wie indische und koreanische antikoloniale Protestbewegungen miteinander interagierten und global wahrgenommen wurden. Daniel Kolland erkundete am Beispiel einer illustrierten Zeitschrift, wie spätosmanische Öffentlichkeiten konstituiert und als Teil einer globalen Öffentlichkeit konzipiert wurden. Alle Arbeiten fragen nach spezifischen Akteur*innen und ihrem Zugang zu globalen Öffentlichkeiten. Durch ihre archivbasierte und empirisch fundierte Arbeitsweise entwickelten die Projekte der Emmy Noether-Gruppe das Forschungsfeld Internationalismus und globale Ordnungen sowie die globale Kommunikationsgeschichte grundlegend weiter.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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