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Begriffe in Arbeit: Naturwissenschaftliche Begriffsdynamik im Fall der Forschungen zu multiplen und wechselwirkenden Galaxien (1925-1980)

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289438140
 
Das beantragte Projekt verfolgt zwei Ziele: zum einen soll eine entscheidende Entwicklung innerhalb der Astrophysik des 20. Jhs. rekonstruiert werden, zum anderen soll diese Rekonstruktion einen Beitrag zum allgemeinen Verständnis der Dynamik von empirischen Begriffen in der modernen Naturwissenschaft leisten. Gegenstand der Untersuchung ist die Forschung zu Galaxien zwischen 1925 und 1980, und darin ein besonders innovativer Teilbereich, der sich mit sog. multiplen und wechselwirkenden Galaxien befasste. Dieser historisch kaum untersuchte Forschungsstrang war für die Entwicklung des Galaxienbegriffs grundlegend wichtig und führte zu einer Neuausrichtung kosmologischer Forschung, in der sich Galaxien von stationären Welteninseln und bloßen Markierungspunkten einer vermessenden Wissenschaft in dynamische Gebilde und 'kosmische Laboratorien' einer quasi-experimentellen Wissenschaft verwandelten. Zugleich zeichnet er sich durch eine spezifische Forschungskonstellation aus, in der nur relativ wenige Forscher/innen in unterschiedlichen Ländern, unter stark unterschiedlichen Forschungsbedingungen und auf Grundlage nur weniger empirischer Daten über lange Zeit in Austausch standen. Die Kommunikation in diesem "Forschungskollektiv" führte zu beständigen Verschiebungen und Veränderungen des Galaxienbegriffs. Sie ist zentraler Untersuchungsgegenstand des Projektes. Bislang galten unerwartete, zufällige und auf technischem Fortschritt basierende Entdeckungen vor dem Hintergrund eines im Wesentlichen konstanten konzeptuellen Rahmens als die zentralen Entwicklungsimpulse der Astrophysik. Mit dem Fokus auf Begriffsgefüge und ihre Verschiebung innerhalb der Forschungskommunikation verfolgt das Projekt einen neuartigen Ansatz und hat das Potential, dieses Bild, das überwiegend von der Wissenschaft selbst gezeichnet wird, kritisch zu hinterfragen. Überdies wird die Untersuchung zeigen, inwiefern dieses "Arbeiten am Begriff" die Integration bzw. Koexistenz stark divergierender Forschungsausrichtungen ermöglichte, bevor diese in den 1980er Jahren zu einer eher kohärenten Forschungsaktivität zusammenwuchsen. Schließlich wird diese Fokussierung Einsichten in die Dynamik der Begriffsentwicklung erlauben und platziert damit das Projekt in den Rahmen des neuen historischen Interesses an naturwissenschaftlichen Begriffen. Als Teil eines interdisziplinären Verbundprojekts der Wissenschaftsphilosophie, -soziologie und -geschichte, das die vergleichende Wissenschaftstheorie Ludwik Flecks fruchtbar in Arbeit bringen möchte, trägt die Studie schließlich zur Klärung der gemeinsamen Frage nach Entstehung und Entwicklung astrophysikalischer Tatsachen bei.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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