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„Troynovant Revisited. Strategische Hybridisierungen in den konkurrierenden Antikentraditionen der englischen Literatur zwischen ca. 1380 und 1620“

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265293505
 
Ziel des Teilprojekts ist es weiterhin, am Beispiel des Troja-Stoffes die konkurrierenden mittelalterlichen und rinascimentalen Antiken-Konzepte in der englischen Literatur zwischen ca. 1375 und ca. 1620 als ein Problem der systematischen Hybridisierung der Tradition zu untersuchen. Dabei verstehen wir die Konstruktionen und Funktionalisierungen der jeweiligen Dichotomisierungen von ‚Altemʻ und ‚Neuemʻ als strategische Entscheidungen in einem Feld konfligierender, ästhetisch und politisch stets neu zu definierender Antiken-Konzepte, an die sich bestimmte Vorstellungen von Geschichtlichkeit, Gattungstradition und Autorschaft knüpfen und die mit spezifischen ideologischen oder politischen Anschauungen in Verbindung gebracht werden. In der englischsprachigen Literatur des Mittelalters setzt die Auseinandersetzung mit der matière de Rome etwa zeitgleich mit der Rezeption des italienischen Frühhumanismus und seiner veränderten Form, mit antiken Traditionen umzugehen, ein. Damit stellt sich aus der Beobachterperspektive die Frage nach dem Verhältnis von ‚Neuemʻ und ‚Altemʻ, die der Tradition der romans dʼantiquité bereits inhärent ist, in veränderter Form: Neben einer auf Guido delle Colonne zurückgehenden, mittelalterlichen Traditionslinie treten frühhumanistische Troja-Texte, die das Problem der antiken Quellen und Modelle, Gattungskonventionen und Topoi neu auf die Tagesordnung bringen, die den Bruch mit den mittelalterlichen Vorbildern aber nicht so konsequent vollziehen, wie es das Renaissanceklischee des 19. Jahrhunderts glauben macht. In den drei untersuchten Stränge der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Troja-Tradition – in Erzählungen einzelner Episoden (z.B. Chaucers Troilus and Criseyde), in Übersetzungen der Historia destructionis Troiae (z.B. Lydgates Troy Book) und in Texten, in denen Troja-Allusionen als eine poetologische Chiffre aufscheinen (z.B. St. Erkenwald) – wird fortwährend auf diese, teils konkurrierenden Varianten der Antike zurückgegriffen, und literarische Novation aus der strategischen Purifizierung und Hybridisierung verschiedener ‚Antiken‘ bzw. ‚multipler Zeitlichkeiten‘ generiert. Wie sich in der ersten Förderphase gezeigt hat, vollziehen sich diese spezifischen zeitlichen Kodierungen insbesondere vor einem gattungspoetischen Horizont. Diesen gilt es in der zweiten Förderphase aufzuarbeiten: In den verschiedenen Strängen der Troja-Bearbeitungen operieren Purifizierungen und Hybridisierungen in der Aushandlung von ‚neu‘ und ‚alt‘ über Gattungssignaturen mit herausgehobenem poetologischen Stellenwert. Dieser Stellenwert und dessen bis dato ungenügend literaturwissenschaftlich gewürdigte Relevanz für vormoderne Konzeptualisierungen literarischer Autorschaft und Novation steht für das Teilprojekt im Zentrum der zweiten Förderphase.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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