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Anaphorik vs. Kongruenz: eine Untersuchung des "Anaphor Agreement Effect"

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289743821
 
Das "Anaphor Agreement Effect" (fortan AAE) Beschreibt eine Beobachtung, ursprünglich von Rizzi (1990), dass keine Sprache bekannt ist, in der Anaphern (d.h. Ausdrücke wie z.B. 'sich', die zwingend von einem Antezedens im selben Satz oder Teilsatz gebunden werden müssen) fähig sind, reguläre Kongruenz für grammatische Person, Numerus oder Genus am finiten Verb auszulösen. Einfach ausgedrückt heißt das, dass eine Anapher nie als Quelle für gewöhnliche verbale Kongruenz dienen kann. In einer Sprache, die Objektkongruenz aufweist, kann zum Beispiel das Verb in einem Satz wie "wir mögen uns" nie Objektkongruenzmarkierung für erste Person plural tragen.Es bleibt bisher unklar, ob das AAE ein universelles Verbot natürlicher Sprache darstellt, oder eher nur eine starke Tendenz unter den einzelnen Sprachen wiederspiegelt. Auch nicht klar ist der genaue Umfang der aufgewiesenen Variation der Strategien, eine Verletzung der AAE zu vermeiden. Hierin unterscheiden sich die Sprachen. Zum Beispiel, in einigen Sprachen (wie Albanisch) nimmt die Kongruenz eine Defaultform an, wenn sie von einer Anapher gesteuert ist (3. Person singular statt 1. Person plural bei einer Anapher der 1. Person plural); in anderen Sprachen (wie Inuit) muss die Anapher mit einem außergewöhnlichen, kongruenzblockierenden Kasus erscheinen, z.B. Dativ, wenn sie an einer kongruenzauslösenden Stelle steht; andere Sprachen haben besondere Kongruenzformen, die bei Anaphern auftauchen, zu verhindern, dass sie gewöhnliche Kongruenz auslösen.Dieses Projekt, die erste großangelegte Untersuchung des AAE, zielt darauf diese Unklarheiten aufzuklären, indem einerseits die Universalität des AAE und der Umfang der Variation in den Strategien, eine Verletzung zu vermeiden, empirisch erforscht werden, und andererseits eine theoretische Erklärung des AAE und seiner sprachübergreifenden Erscheinungen geschaffen wird. Zwei von den Antragstellern betreute DoktorandInnen, eine in Leipzig und eine in Göttingen, werden gründliche typologische Studien zu diversen Sprachen ausführen, um das AAE in seiner vollen Breite zu untersuchen. Diese Forschung wird nicht nur eine vollständigere Erklärung des AAE ergeben, sondern auch ein besseres Verständnis vom Wesen der anaphorischen Bindung und der verbalen Kongruenz im Allgemeinen liefern. Insbesondere kann die seit Langem bestehende Frage, ob die anaphorische Bindung eine Art von morphosyntaktischer Kongruenz darstellt (indem die Merkmale für Person, Numerus und Genus der Anapher mit denen ihres Antezendens übereinstimmen müssen), von diesem Projekt endlich angegangen werden durch eine direkte Untersuchung der Interaktion zwischen anaphorischer Bindung und verbaler Kongruenz.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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