Detailseite
Die Transformation hochschulleerer Räume zur Hochschullandschaft. Das Nordrhein-Westfälische Gesamthochschulkonzept, 1965-1985
Antragstellerin
Professorin Dr. Ute Schneider
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289783703
Das Projekt untersucht die Planungs- und Raumbildungsprozesse des nordrhein-westfälischen Gesamthochschulkonzeptes zwischen 1965 und 1985. Durch die Verknüpfung von hochschul- und gesellschaftspolitischen Zielsetzungen nach den Planungsmethoden der Raumforschung war dieses Hochschulkonzept für seine Initiatoren die Erweiterung der klassischen Universitätsidee. Es wurde in Duisburg, Essen, Paderborn, Siegen und Wuppertal als institutionell und raumplanerisch zusammenhängendes Reformkonzept mit gesellschaftspolitischen Funktionen verwirklicht. Zusammen mit den vorhandenen Hochschultypen des Landes als Hochschullandschaft inszeniert, stand die Gesamthochschule in den politischen Debatten der 1970er für Modernität, regionalen Strukturwandel, sozialen Ausgleich und eine neue Form international konkurrenzfähiger und effizienter Wissenschaft. Damit galt das Konzept seinen Initiatoren als übertragbare Zukunftsvisionen für das bundesdeutsche Hochschulwesen, was von der Geschichtswissenschaft bisher nicht untersucht wurde. Für das Projekt ist die Annahme leitend, dass im zeitgenössischen Begriff der Hochschullandschaft die politischen und planerischen Gestaltungsvorstellungen der Akteure kulminierten. So soll der Frage nachgegangen werden, wie Hochschullandschaft ausgehandelt, geplant und durchgesetzt wurde. Damit eng verknüpft sind Fragen nach der materiellen und diskursiven Funktion dieses Raumbildes für die beteiligten Akteure, so wie die Bedeutung der materiellen Realisierung der Gesamthochschulen für das Hochschulkonzept und die daran geknüpfte Hochschulreform. Der raumanalytischen Zugang des Projektes ermöglicht Einblicke in die Positionen der beteiligten Akteure, deren Raumwahrnehmungen und Aushandlungskonflikte. Hierzu werden die Ebenen der Politik, Städte, Universitäten und Gründungsrektorate in den Blick genommen. Für das Gesamthochschulkonzept werden nicht nur politische und sozialräumliche Zusammenhänge untersucht, sondern auch die materielle Dimension der Raumbildungsprozesse in den 1970ern berücksichtigt. Raum wird als Produkt sozialer und dynamischer Aushandlung betrachtet, das über Praktiken, symbolische und materielle Konstruktionen konsolidiert wird, die wechselseitig die Ebene des Sozialen strukturieren und von dieser beeinflusst werden. Soziale und politische Rahmenbedingungen sowie institutionelle Konkurrenzen können als wechselseitige Einflussfaktoren auf Planung, Konzept- und Hochschulgestaltung sowie das Wissenschaftsverständnis sichtbar gemacht werden.Mit der Untersuchung der Planungsprozesse des Gesamthochschulkonzeptes werden neue Perspektiven für die deutsche Universitätsgeschichte nach 1945 entwickelt, die politische, planerische, gesellschaftliche und technische Makrokontexte berücksichtigen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen