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Plastizität des neuro-auditorischen Netzwerks bei musizierenden Jugendlichen II
Antragsteller
Privatdozent Dr. Peter Schneider
Fachliche Zuordnung
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung
Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289946203
Die Erforschung der Entwicklung des musikalischen Gehirns von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter ist eine besondere Herausforderung. Abgesehen von Studien mit Probanden im Kindes- und Grundschulalter gibt es bislang keine systematischen neurowissenschaftlichen Langzeitstudien zum Zusammenhang zwischen Musikalität und der neurokognitiven Entwicklung, die bis ins Pubertäts- und Erwachsenenalter reichen. Das Wechselspiel zwischen den veranlagten Faktoren, biologischen Reifeprozessen und lernbedingter Plastizität kann allerdings erst aufgrund systematischer neurowissenschaftlicher Verlaufsstudien entschlüsselt werden. In den ersten zweieinhalb Jahren meines laufenden Heisenbergprogramms ist es gelungen, die im Vorfeld in den Jahren 2009-2015 durchgeführte Längsschnittstudie „Audio- und Neuroplastizität des musikalischen Lernens“ um einen weiteren vollständigen vierten Messzeitpunkt zu erweitern. Aufgrund des langjährigen Kontakts zu den Familien und der hohen Motivation der Jugendlichen konnten ~90% der bisher verfügbaren 220 Teilnehmer im Pubertätsalter (13 – 17 Jahre) dazu gewonnen werden, ein weiteres Mal an den hörakustischen, magnetencephalographischen und kernspintomographischen Messungen in der Heidelberger Kopfklinik teilzunehmen. Die bisher verfügbaren Ergebnisse bestätigen, dass aktives Musizieren gerade in der Pubertätszeit besonders stark Hördefiziten und Entwicklungsauffälligkeiten wie AD(H)S oder Lese-Rechtschreibschwäche entgegenwirkt. Eine wesentliche Chance der Ergebnisse liegt in einer objektiven gehirnbasierten Diagnostik der Prädiktoren von ADS, ADHS und Legasthenie. Es ist Gegenstand des vorliegenden Fortsetzungsantrags, nach der im Juni 2018 abgeschlossenen erfolgreichen Durchführung der vierten Wiederholungs-Messphase mit allen verfügbaren der bisherigen 220 Teilnehmern eine weitere fünfte Wiederholungsmessung im jungen Erwachsenenalter (19–20 Jahre) anzuschliessen. Damit wird es erstmalig möglich sein, die Entwicklung des neuro-auditorischen Profils in einer bisher noch nie erreichten Lebenszeitspanne von 12 Jahren vom Grundschulalter bis zum Erwachsenenalter vergleichend abbilden zu können. Im Fokus stehen die Besonderheiten der natürlichen Reifung und der trainingsabhängigen Plastizität durch aktives Musizieren, welche bei musikalisch hochbegabten, bei unauffälligen und bei verhaltens- und lernauffälligen (AD(H)S und Legasthenie) jungen Erwachsenen vergleichend untersucht werden sollen. Dabei sollen umfassende Analysen zur Entwicklung bzw. Stabilität der Hörwahrnehmung und der Hörverarbeitung im Gehirn im Zusammenhang mit einerseits außergewöhnlichen musikalischen Fähigkeiten als auch auditorischer Defizite vorgenommen werden. Aus den Ergebnissen sind sowohl für die Grundlagenforschung als auch für hörtherapeutische, diagnostische und musikpädagogische Anwendungen hochgradig relevante Aussagen im musikalischen und klinischen Umfeld und weitreichenden Implikationen für die Begabungs- und Lernforschung zu erwarten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen