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Architektur, Stratigraphie und Bedeutung des späthallstattzeitlichen Großgrabhügels von Eberdingen-Hochdorf. Vorlage, Interpretation und vergleichende Einordnung der Befunde und Funde

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 290085912
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der mit 61,5 m Durchmesser monumentale Grabhügel der Späthallstattzeit (Ha D2) von Eberdingen-Hochdorf im Landkreis Ludwigsburg ist eines der herausragenden Grabbauwerke der Epoche. Die ungestörte Zentralbestattung gehört zur reich ausgestatteten Gruppe der Prunkgräber. Diese auch als „Fürstengräber“ bezeichneten Bestattungen treten in Süddeutschland, der Schweiz und Ostfrankreich auf und liegen in der Regel unter Großgrabhügeln. Bisher wurden jedoch nur wenige dieser Großgrabhügel systematisch nach modernen archäologischen Standards ausgegraben, sodass ihr Aufbau, ihr Errichtungsprozess und die in den Befund eingeschriebenen Abläufe des Bestattungsrituals bisher nur unzureichend bekannt sind. Nachdem das Fundmaterial aus dem Grabhügel von Hochdorf bereits umfassend ausgewertet und analysiert wurde, widmete sich das DFG-Projekt erstmals ausführlich den Befunden und der Stratigraphie des Grabmonuments. Auf diese Weise konnte herausgearbeitet werden, dass der Grabhügel das Endergebnis eines mehrstufigen Bestattungsrituals war, welches sich über einen längeren Zeitraum hinweg erstreckte. Der Grabhügel ist aus dem umliegenden Sediment errichtet worden, einzelne architektonische Elemente (Grabkammer, Einfassung des Hügels) aus Holz und – ungewöhnlich für die Epoche – aus Stein (Eingangsbereich, Einfassung). Steinarchitektur findet sich ansonsten in der Späthallstattzeit nur in der Befestigungsarchitektur. Die stratigraphische Analyse erlaubte nicht nur die zeitliche Abfolge der Errichtung nachzuvollziehen, sondern ermöglichte es auch einzelne Aspekte des Bestattungsrituals zu rekonstruieren. Die einzelnen Abschnitte der Konstruktion des Grabhügels hatten jeweils eine spezifische, teilweise auch nur temporäre Funktion im Bestattungsritual. So ist der aus Trockensteinmauern errichtete Eingangsbereich zunächst als Weg für den Leichenzug zur Grabkammer hin verwendet worden, bevor dieser durch weitere Mauern zugesetzt wurde. Im Zuge der abschließenden Aufschüttung des Grabhügels wurden die Steine der Mauern jedoch später zum Teil wieder abgebaut, um sie für die Errichtung der Hügeleinfassung wiederzuverwenden. Im Rahmen des Projektes wurden auch die übrigen Großgrabhügel der Hallstattzeit ausgewertet. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede in der Konstruktionsweise, aber auch in der Erbauungsgeschichte. Das Projekt ist zudem der Frage nach der Entstehung der Großgrabhügelsitte im Kontext der Prunkgräber nachgegangen. Dabei konnte wahrscheinlich gemacht werden, dass auf mediterrane, aber auch reiternomadische Grabarchitektur zurückgegriffen wurde. Deren Vermittlung erfolgte vor allem über den etruskischen Raum und stieß nördlich der Alpen auf regionale Vorbilder und Traditionen. Dies führte ab der Stufe Ha C2, d.h. im Verlauf des 7. Jh. v. Chr., zur Entstehung monumentaler Großgrabhügel bei verschiedenen Gruppen der Hallstattkultur nordwestlich und nördlich der Alpen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Einflussreich über den Tod hinaus. 40 Jahre Forschung über das „Fürstengrab“ von Eberdingen-Hochdorf. Denkmalpfl. Baden-Württemberg 2019/2, 2019, 112-116
    T. J. Brestel
  • Überlegungen zur Konstruktion späthallstattzeitlicher Kammergräber am Beispiel des Grabhügels von Hochdorf. In: Ch. Böckisch-Breuer/B. Mühlendorfer/M. Schönfelder (Hrsg.), Die frühe Eisenzeit in Mitteleuropa / Early Iron Age in Central Europe. Internationale Tagung vom 20.–22. Juli 2017 in Nürnberg. Beiträge zur Vorgeschichte Nordostbayerns 9 (Nürnberg 2019) 67-88
    T. J. Brestel
  • The Late Hallstatt Burial Mound of Hochdorf. In: St. Adroit/A. Bertaud/Th. Le Dreff/C. Moulin/Th. Poigt (Hrsg.), Représenter la protohistoire / Se représenter à la protohistoire: Actes des IVe rencontres doctorales de l’École européenne de protohistoire de Bibracte (12-13 mars 2018). Collection EEPB 2 (Glux-en- Glenne 2021) 121-127
    T. J. Brestel
  • Der Hochdorf-Effekt: Ein „Keltenfürst“ als Katalysator für die Landesarchäologie. In: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (Hrsg.), 50: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 1972–2022 (Esslingen 2022) 28-33
    J. Brestel & D. Krausse
  • „Erinnern, das Gemeinschaft stiftet“ – Das Bestattungsritual im späthallstattzeitlichen Großgrabhügel von Hochdorf. In: R. Schuhman/M. Augstein/J. Fries-Knoblach/S. Gentner/M. Kirchmayr/M. Kohle/H. Wendling (Hrsg.), Eisenzeitliche Erinnerungskulturen: Zum Umgang eisenzeitlicher Gemeinschaften mit Relikten der Vergangenheit. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 109 (Langenweissbach 2023) 45-61
    T. J. Brestel
 
 

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