Detailseite
Projekt Druckansicht

Die gravettienzeitliche Besiedlung der Hohle Fels - Höhle

Antragsteller Dr. Andreas Taller
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2015 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 290088602
 
Im Rahmen dieses Antrages wird angestrebt, die Funde aus den gravettienzeitlichen Schichten der Hohle Fels-Höhle im Achtal bei Blaubeuren vollständig auszuwerten und zu publizieren. Das Gravettien des Hohle Fels (HF) und des Achtales insgesamt (ergänzt durch die Höhlenfundstellen Geißenklösterle, Brillenhöhle und Sirgenstein) ist bedeutend, da hier die einzige Fundregion des Gravettien auf der Schwäbischen Alb überhaupt vorliegt, und die Datierungen teils älter als 35000 Jahre kalibriert vor heute sind. Das Achtal ist als Fundregion des Gravettien außerdem einzigartig, da drei der vier Höhlen durch Zusammensetzungen von Steinartefakten konkret miteinander verbunden werden konnten und so eine gleichzeitige Besiedlung dieser Fundplätze durch miteinander in Verbindung stehende Gruppen nachgewiesen ist. Der HF hat besondere Bedeutung durch den Umfang der gravettienzeitlichen Inventare aus vier Horizonten sowie die Tatsache, dass diese Artefakte vollständig mit modernen Grabungsmethoden geborgen und entsprechend dokumentiert wurden. Durch umfassende Vorarbeiten seitens des Antragstellers sind verschiedene Aspekte des HF-Gravettien bereits publiziert (techno-typologisch begründete Ansprache als frühes Gravettien bzw. regionale und überregionale Kontextualisierung; Aufarbeitung d. Stratigraphie) bzw. publikationsreif (Zusammensetzungen von Steinartefakten, Datierungen, technologische Auswertung der lithischen Grundformproduktion).Der Hauptfokus der Analysen liegt auf den Steinartefakten, die techno-typologisch, aber teils auch mikroskopisch untersucht werden. Die sog. rückenretuschierten Elemente (hergestellt an laminaren Grundformen wie Klingen und, häufiger, Lamellen) dominieren als Werkzeuggruppe im Gravettien die Steinartefaktinventare. Bei diesen Artefakten wurde eine Kante mittels einer steilen Retusche bearbeitet bzw. „rückengestumpft“. Der retuschierte Teil war in einen Schaft eingesetzt, während die unbearbeitete Seite die Arbeitskante darstellt. Die Stücke können als die das Gravettien charakterisierenden Gravettespitzen unterschiedlicher Größe ausgestaltet sein, oder es kann sich um einfache Rückenmesser ohne Spitze handeln. Diese Artefakte wurden modular und in unterschiedlicher Weise genutzt; einerseits wurden sie zu einem großen Teil als seitliche Einsätze in Kompositgeschossspitzen verwendet, während einfache Rückenmesser auch in einem Schäftungsarrangement, das vermutlich heutigen Messern vergleichbar war, auch zum Schneiden und anderweitigen Bearbeiten bis hin zum Perforieren unterschiedlicher Materialien verwendet wurden. Hierdurch wird die Vielseitigkeit dieser Geräte unterstrichen. Daher ist für alle Rückenelemente aus dem HF- Gravettien eine mikroskopische Gebrauchsspurenanalyse vorgesehen. Als Vorbedingung dafür ist die Durchführung umfassender Experimente mit dem Ziel der Etablierung einer Vergleichssammlung, unter Berücksichtigung der in den archäologischen Schichten verwendeten lithischen Rohmaterialien, absolut notwendig.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung