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Die Rückkehr ethnischer Ungleichheit in Kuba: Die Auswirkungen der aktuellen Reformpolitik und früherer Migrationsprozesse

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Katrin Hansing; Professor Dr. Bert Hoffmann
Fachliche Zuordnung Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 290536910
 
Die kubanische Revolution von 1959 hat mit großem Nachdruck versucht, Ungleichheiten entlang von Hautfarbe und ethnischer Herkunft* zu überwinden. Dennoch erlebt das Land heute eine neue soziale Stratifizierung. Wie vor 1959 werden soziale Ungleichheit und Hautfarbe wieder zwei sich überlagernde Schlüsselkategorien der Gesellschaft. Es ist die leitende Hypothese dieses Vorhabens, dass die Rückkehr sozialer Ungleichheit entlang der Hautfarbe aus dem Zusammenwirken zwei zentraler Faktoren resultiert: a) den Migrationsmustern der Vergangenheit und den sich daraus ergebenden Implikationen; undb) den gegenwärtigen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungen in Kuba. Da die kubanische Revolution primär die Interessen der mehrheitlich weißen Eliten und Mittelschichten beschnitt, führte deren Auswanderung zu einer bis heute mehrheitlich weißen Diaspora. In der Folge bleibt die nicht-weiße Bevölkerung weitgehend von den Geldsendungen aus dem Ausland ausgeschlossen, die entlang von Familienbanden ins Land kommen. Im Kontext der gegenwärtigen Marktreformen werden diese privaten Geldflüsse zu der zentralen Quelle für Investitionen in neue private Unternehmen. Die jüngste politische Annäherung zwischen Kuba und den USA wird diesen Trend noch verstärken. Hinzu kommt das Ley de Memoria Histórica-Gesetz Spaniens, durch das rund 200.000 Kubaner die spanische Staatsbürgerschaft beantragen konnten. In Verbindung mit Kubas Liberalisierung der Reisegesetzgebung 2013 erlaubt dies eine internationale Mobilitä mit hohen Vorteilen für Import- und Export-Aktivitäten aller Art. Um den Einfluss dieser Faktoren auf die Re-Stratifikation der kubanischen Gesellschaft emprisch zu untersuchen, verfolgt dieses Vorhaben einen Mixed-Methods-Ansatz. In deren Zentrum steht zum einen eine Umfrage mit 1.000 Fragebögen, die annähernd repräsentative Ergebnisse ermöglicht; zum anderen 100 ausführliche qualitative Interviews, die Einblicke in die zu Grunde liegenden sozialen Dynamiken bieten. Bislang liegen keine vergleichbaren Studien vor. Die Antragsteller wissen um die schwierigen Bedingungen für derartige Forschungsarbeiten. Sie verfügen jedoch über jahrzehntelange Erfahrung in der Forschung auf Kuba und speziell auch in der erfolgreichen Durchführung unabhängiger Umfragen. Zudem haben sie belastbare institutionelle Partner auf der Insel und ein bewährtes Team örtlicher Mitarbeiter, so dass sie in einer einzigartigen Position sind, um die Durchführbarkeit dieses Projekts zu gewährleisten. * Wenn wir im Englischen von race-based inequalities sprechen, folgen wir dabei der Erklärung der American Anthropological Association (http://www.aaanet.org/stmts/racepp.htm), derzufolge die Begriffe race und racial immer als soziale Konstruktion zu verstehen sind. Dies gilt auch, wenn wir im Deutschen von Hautfarbe, ethnischer Herkunft, Weißen etc. reden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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