Ethnologische Perspektiven in der Friedens- und Konfliktforschung - Der Konflikt im Norden Ugandas
Final Report Abstract
Das Projekt untersuchte die Überführung gewalttätiger Auseinandersetzungen in friedliche Beziehungen - Konflikttransformation - am Beispiel der Acholi In Nord-Uganda und der AchoIi- Diaspora in Großbritannien. Das Konfliktmanagement der Acholi stellt eine Synthese aus langzeltiich tradierten und neuen Verfahren dar, die auch die Erfindung von Tradition beinhaltet. Im Kontext von Konflikten steht nicht die Bestrafung eines Delinquenten, sondern die Wiederherstellung gestörter sozialer Beziehungen im Vordergrund. Kernelemente des Versöhnungsprozesses sind das öffenfiiche Eingeständnis der begangenen Taten, die Verpflichtung, diese nicht zu wiederholen, das Erbringen von Kompensationsleistungen für die Opfer und die Wiederherstellung guter Beziehung zwischen den vormaligen Konfliktpartelen. Die "traditionellen" Formen der Konfliktbearbeitung der Acholi umfassen die Mechanismen der Verhandlung, Mediation und Schlichtung und gehören auch heute noch zum Repertoire der Konflikttransformation. Andererseits enweisen sich diese Strategien aufgrund Ihrer lokalen Verankerung zwar als geeignet, Konflikten innerhalb des sozialen und politischen Systems zu begegnen, reichen aber nicht aus, um den nunmehr zwelundzwanzigjährigen Konflikt im Norden Ugandas zu transformieren. Dieser Konflikt um politische Macht und materielle wie symbolische Ressourcen, der sich zu einer lang andauernden Krise entwickelt hat, von schweren Menschenrechtsverietzungen und massenhafter Vertreibung begleitet Ist und von externen Akteuren immer wieder geschürt wurde, Ist im Sinne nationaler Konsensbildung weitaus schwieriger zu transformieren Zur Bearbeitung dieses Konflikts müssen daher "traditionelle" Institutionen den gegenwärtigen Bedingungen angepasst und zudem in "moderne" Strategien des Konfliktmanagements Inkorporiert werden. Dies versuchen Acholl in Nord-Uganda und der Diaspora gegenwärtig, indem sie "traditionelle", restorative und retributive rechtiiche Möglichkeiten zu einem speziflsch ugandischen Ansatz verschmelzen. Da der Konflikt in Nord-Uganda mit einem profunden Wandel In der sozialen und kulturellen Ordnung der Acholi einhergeht, impliziert ein nachhaltiges Konfliktmanagement, auf diesen Wandel zu reagieren. Hier setzen zivilgesellschaftllche, auf der mittleren und unteren gesellschaftlichen Ebene angesiedelte Initiativen zur Konflikttransformation in Nord-Uganda und In der Acholi-Diaspora an, die sich in Friedensalllanzen vernetzen, wodurch sich die Wirkungen ihrer Friedens- und Versöhnungsarbelt auf lokaler Ebene verstärkt und ihr Einfluss auf politische Entscheidungen auf Regierungsebene zunimmt. Zudem wird Versöhnungsarbelt zunehmend im Zusammenhang mit Entwicklungsarbeit gesehen, die als Voraussetzung für einen nachhaltigen Frieden betrachtet und von der Diaspora durch gemeinsame Projekte zur Rehabilitation der Infrastruktur, des Wirtschafts-, Erziehungs- und Gesundheitssystems gefördert wird. wird
Publications
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Der Konflikt im Norden Ugandas - Eine Untersuchung auf der Basis des Transcend- Verfahrens in Verbindung mit anderen Ansätzen der Konfliktanalyse und Konflikt- transformation. Working Paper 2007, No. 1. Institute for Integrative Conflict Trans-formation and Peace BulIding/IICP, Vienna. (Siehe online unter: www.licp.at/communicafions/pubIlcafions/papers/WP07-1_KonfIiktUganda.pdf)
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Konfliktporträt Nord-Uganda. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Innerstaatliche Konflikte und die Chancen ihrer Bearbeitung. Online-Dossier. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. (Siehe online unter: http://www.bpb.de/themen/SJPWRX.html)
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Lenhart, Lloba 2006. Der Krieg im Norden Ugandas: Konfliktdimensionen und Friedenspotenziale. In: Mattersburger Kreis für Entwicklungspolitik an den östenelchlschen Universitäten (Hg.): Konflikttransformation und Friedensprozesse. Journal für Entwicklungspolifik, JEP 03/06, Wien: Mandelbaum Verlag. 84-113.
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Vergangenheitsbewältigung und Konflikt bea rbe itung - Transitional Jusfice in Uganda. BOF/\XE 2008, No. 31 ID, Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum. 12.03.2008.