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Patterns in the academic language of engineering. A corpus-based construction grammar analysis

Applicant Professor Dr. Christian Fandrych, since 2/2020
Subject Area General and Comparative Linguistics, Experimental Linguistics, Typology, Non-European Languages
Term from 2016 to 2023
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 290777355
 
Final Report Year 2022

Final Report Abstract

Im Rahmen des oben beschriebenen DFG-Projekts wurden innerhalb der einzelnen Arbeitspakete zahlreiche neue Erkenntnisse generiert, die ein wesentlich differenzierteres Bild zeichnen als es bislang in den einschlägigen Beschreibungen der ingenieurwissenschaftlichen Fachsprache vorhanden ist. Zudem wurde mit Gingko das erste repräsentative Korpus der geschriebenen wissenschaftlichen Sprache der Automobiltechnik geschaffen, welches (i) durch seine Integration in die Architektur des Deutschen Referenzkorpus (DeReKo) am IDS Mannheim öffentlich zugänglich ist. Daneben (ii) stellt Gingko einen für die linguistische Fachsprachenforschung relevanten Ausschnitt der untersuchten Varietät dar, der zukünftig weitere Forschung in dem Bereich ermöglicht und daneben als Modell für die Erstellung vergleichbarer Korpora dienen kann, um kontrastierende datenbasierte bzw. -geleitete Untersuchungen zu ermöglichen. Darüber hinaus (iii) ist mit Gingko eine Ressource geschaffen worden, die eine wichtige Quelle für authentische Beispiele für die Planung und Erstellung von Lehrmaterialien im Rahmen fach(sprachen)orientierter DaF/Z-Kurse bilden kann und soll. Der interdisziplinäre Workshop brachte Akteur:innen aus der DaF-Vermittlungspraxis, Fachsprachenforschung, kognitiven Linguistik, der Translationswissenschaft, der Lexikographie und Korpuslinguistik zusammen, sodass die Relevanz von aktuellen Datenressourcen wie Gingko für die unterschiedlichen Fachbereiche herausgearbeitet und die Basis für eine mögliche spätere Zusammenarbeit gelegt werden konnte. Eine wichtige empirische Erkenntnis, die im Rahmen des Projekts gewonnen werden konnte, besteht darin, dass die Beschreibung von Passivformen sowie weiterer unpersönlicher Konstruktionen, die häufig als „Passiversatzformen" betrachtet werden, in der Grammatikschreibung wie auch in DaF/Z-Lehrmaterialien einer Modifikation und Ausdifferenzierung bedürfen. Diese unpersönlichen sprachlichen Muster, so zeigt sich zumindest für die dem Gingko-Korpus zugrunde liegenden ingenieurwissenschaftlichen Texte, decken distinkte Bedeutungs- bzw. Funktionsbereiche ab und verbinden sich häufiger auch konstruktionsartig mit spezifischen Lexemen, sind also meist nicht einfach gegeneinander austauschbar, was es DaF/Z-Lernenden zu vermitteln gilt. Des Weiteren ergaben sich neue Erkenntnisse bezüglich der Verwendung sog. figurativer Verben in der ingenieurwissenschaftlichen Fachsprache, wonach (i) anders als bislang oft angenommen diese Verben keineswegs lediglich über zwei dichotome Bedeutungsausprägungen „physisch-konkret" und „figurativ" verfügen. Vielmehr stellen diese Bedeutungen jeweils nur die beiden Pole eines Kontinuums dar, zwischen denen es unterschiedliche, mithilfe von Gingko empirisch nachweisbare Nuancierungen gibt, welche von Schreiber:innen kontextsensibel verwendet werden. Darüber hinaus zeigte sich anhand von figurativen Verben mit der Partikel ab-, dass anders als bisher vermutet in ingenieurwissenschaftlichen Texten keineswegs immer eine „physisch-konkrete" über eine „figurative" Lesart eines entsprechenden Verbs dominiert, sondern dass quantitativ nachweisbar auch durchaus der umgekehrte Fall auftritt. Darüber hinaus wurde nachgewiesen, dass auch die bislang vorherrschende Annahme, in technischer Fachsprache würde der sog. Nominalstil generell dominieren, zu modifizieren ist. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass Schreiber:innen durchaus zwischen Nominal- und Verbalstil variieren und dass diese Variation nicht willkürlich, sondern in differenzierbaren kommunikativen Zusammenhängen erfolgt. Auch die Realisierung von Attributstrukturen innerhalb der komplexen NP (als pränukleare Partizipien oder postnukleare Relativsätze) ist entgegen den üblichen Beschreibungen durchaus differenzierter zu betrachten, als es bislang der Fall war. Die Präferenz für eine der Formen korreliert auch hier jeweils mit der Funktion des kommunizierten Inhalts. Abschließend ist festzuhalten, dass mit dem Gingko-Projekt zum einen wichtige Grundlagen, Impulse und mit dem Korpus auch ein wesentliches Instrument für weitere notwendige Untersuchungen in dem Bereich erarbeitet wurden, zum anderen für verschiedene Anwendungsfelder (v.a. für die Sprachdidaktik, aber auch für die Translationswissenschaft und die Lexikographie) anhand exemplarischer Untersuchungen auf Korpusbasis wichtige Impulse gegeben werden konnten und exemplarisch aufgezeigt wurde, wie mit innovativen Methoden gegenstandsadäquatere Darstellungen der ingenieurwissenschaftlichen Fachsprache erarbeitet werden können.

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