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Darb el-Tawil: Potenziale und Methoden einer ,Desert Road Archaeology' am Beispiel einer Karawanenroute durch die Westwüste Ägyptens

Antragsteller Dr. Heiko Riemer
Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 291189480
 
Obwohl Mobilität und Handel integrale Bestandteile archäologischer Konzepte sind, ist die Archäologie des Karawanenwesens und seiner Routen bislang wenig berücksichtigt worden. Das laufende Forschungsvorhaben untersucht Potenziale und entwickeln Ansätze einer „Desert Road Archaeology“ anhand der Ergebnisse systematischer Surveys entlang des Darb el-Tawil („die lange Straße“), eine der Hauptverkehrs- und Kommunikationsadern der Ostsahara. Der etwa 250 km lange Darb el-Tawil verläuft über das schroffe Kalksteinplateau in die Oase Dachla. Als einzige Direktverbindung dürfte diese Route eine Schlüsselrolle bei der Kolonisierung der Oase durch das pharaonische Ägypten während des Alten Reiches gespielt haben, und ermöglichte so auch die Umsetzung weiterer expansiver Interessen ins subsaharische Afrika.Durch Fernerkundung und Geländesurveys während der letzten drei Jahre ist deutlich geworden, dass der Darb el-Tawil kein singulärer Weg ist, sondern eher ein komplexes Netzwerk darstellt, dass Hauptabzweigrouten und eine Vielzahl von kürzeren Kapillarrouten beinhaltet, die die verschiedenen Zentren der Oase anbinden. Dieses Netzwerk ist sicher historisch gewachsen im Zusammenspiel mit Veränderungen der Siedlungslandschaft; aber es ist möglicherweise auch geprägt – und dies gilt es herauszufinden – durch Veränderungen des Transportwesens, wie zum Beispiel der Ablösung des Esels als Lasttier durch das Kamel.Keramikfunde sind zahlreich entlang dieser Wege. Eine auf den Keramikfunden basierende erste umfassende Chronologie der Darb el-Tawil belegt tatsächlich eine intensive Nutzung während des Alten Reiches, wobei die Wege stellenweise den Viehtrieben der lokalen Hirtennomaden folgen. Die Keramik der Darb el-Tawil umfasst einen Zeitraum von etwa 4500 Jahren bis in die Moderne: Interviews mit Karawanenführern zufolge bis in die 1980er Jahre. Einige Epochen sind – vermutlich infolge geopolitischer Veränderungen im Niltal – nur spärlich repräsentiert; doch bedarf es insgesamt einer breiteren Basis der Keramikfunde, um Aussagen dieser Art treffen zu können.Die häufigsten Keramikformen entlang dieser Route repräsentieren Funktionsformen des Karawanenwesens: Vorratsgefäße für die Anlage von Wasserdepots oder für den Transport von wertvollen Gütern wie Wein und Öl. Bislang kaum berücksichtigt sind Formen, die offenbar das alltägliche Leben der Männer unterwegs wiederspiegeln: Kochtöpfe und Schälchen für die Mahlzeit an den Rastplätzen und Wasserflaschen für die endlosen Stunden des Marsches. Darüber hinaus wird zu untersuchen sein, inwieweit Keramik auch als Handelsgut transportiert wurde. Die Karawanenrouten sind durch Steinmale zur sicheren Orientierung markiert. Die sorgfältige Analyse dieses Systems wird das Wissen um diese Art früher Navigationssysteme erheblich vertiefen. Darüber hinaus widmet sich das Projekt auch der Frage, wie Landschaft und Landmarken kategorisiert werden und Landschaftswissen gelernt und weitergegeben wird.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Olaf Bubenzer
 
 

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