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Paläolithische Verletzungsmuster: zur Frage nach unterschiedlichen Traumafrequenzen bei Neandertalern und anatomisch modernen Menschen
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Katerina Harvati-Papatheodorou; Professor Dr. Joachim Wahl
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 291333298
Unterschiede und Gemeinsamkeiten bezüglich Lebensbedingungen und Verhaltensweisen von Neandertalern und anatomisch modernen Menschen (AMHS) sind vieldiskutierte Themen in der Urgeschichtsforschung. Seit Jahrzehnten herrscht das Bild des robusten Neandertalers vor, der, im Gegensatz zum modernen Menschen, ein gefahrvolles und körperlich anstrengendes Leben führt. Als zentrales Argument dafür gelten die Spuren von Verletzungen (Traumata), die an einigen Neandertaler-Skelettresten gefunden und u. a. mit Jagdunfällen und interpersoneller Gewalt erklärt werden. Die Untersuchung von Traumahäufigkeiten und -verteilungen (Traumamuster) ist ein vielversprechender Ansatz zur Rekonstruktion von Verhaltensaspekten und Lebensumständen früherer Menschen und wird an Skelettmaterial aus jüngeren Epochen regelmäßig durchgeführt. Für das Paläolithikum existieren bislang jedoch kaum detaillierte, umfassende und artübergreifende Studien zu Verletzungsmustern, u. a. da sich die Forschung hier vornehmlich auf den Neandertaler konzentriert. Die Traumamuster der AMHS des Jungpaläolithikums wurden bis heute nur kursorisch untersucht, obwohl sie für einen direkten Vergleich zum Neandertaler am besten geeignet wären. Das vorliegende Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, diese Forschungslücke zu schließen und die Traumamuster von Neandertalern und erstmals auch von jungpaläolithischen AMHS systematisch zu erforschen. Grundlage für das Vorhaben werden sämtliche bisher publizierte, fossile Skelettreste aus dem Mittel- und Jungpaläolithikum Eurasiens (ca. 200-10 ka BP) sein. Mittels Quantifizierung der Skelettreste wird bei der Datenanalyse ein wesentlicher Schwerpunkt auf den Faktor der Skelettüberlieferung gelegt. Dies stellt einen innovativen methodischen Ansatz für paläolithische Traumastudien dar. Die Traumamuster von Neandertalern und AMHS werden charakterisiert, mögliche artspezifische Unterschiede untersucht, und potenzielle Ursachen anhand kontextueller Daten aus der Archäologie und Anthropologie ermittelt. Das Projekt ermöglicht damit neue Einblicke in die Verhaltens- und Lebensweisen mittel- und jungpaläolithischer Menschen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien
Kooperationspartnerin
Elena Kranioti, Ph.D.