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Aspirational Activism im urbanen Lateinamerika

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 298748707
 
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten, und urbane Verwaltung und Organisation sind zentrale Themen für Forscher und politische Entscheidungsträger. Das vorgestellte Projekt untersucht eine Reihe neu entstehender Mobilisierungen sozialer Akteure in Lateinamerika, die sich für eine bevölkerungsorientierte Umgestaltung von Projekten und Strategien der städtischen Verwaltungen einsetzen und so eine Steigerung der Lebensqualität in urbanen Räumen anstreben. Basisdemokratische Bewegungen, die sich der Neuaushandlung kollektiver Ansprüche verschreiben, sind dabei von besonderem Interesse, da sie Formierungsprozesse von Vorstellungen und Wünschen für die Erschaffung einer besseren Zukunft in Gang setzen. Obwohl dieser zukunftsorientierte Prozess zunehmend Beachtung sowohl von Wissenschaftlern als auch einer weiteren Öffentlichkeit findet, ist dessen systematische Erforschung noch ein Desiderat. Dieses Projekt führt den Begriff Aspirational Activism als einen entscheidenden Bestandteil basisdemokratischer Praktiken ein, um das Zusammenwirken von materiellen und moralischen Beweggründen von Aktivisten zu analysieren. Es untersucht zwei Aktivisten-Netzwerke (Tomala in Guadalajara, Mexiko, und Rede Nossa Sao Paulo in Sao Paulo, Brasilien) und ihre kollektiven Bestrebungen, materielle und moralische Verbesserungen in ihren Städten zu erreichen. Aufgrund der enormen sozialen Ungleichheiten und einer von autoritären Regimen geprägten jüngeren Vergangenheit ist Lateinamerika ein gutes Beispiel für die Schwierigkeiten, ziviles Engagement in einem Umfeld zu etablieren, in dem Regierungseinrichtungen und andere institutionelle Entscheidungsträger einen inklusiven Dialog mit der Öffentlichkeit ablehnen. Die hier vorgestellte anthropologische Untersuchung befasst sich mit drei gleichzeitigen Prozessen: (1) der Art und Weise, in welcher Aktivisten die Sorgen und Wünsche der Stadtbevölkerung aufnehmen, um Ansprüche für eine bessere Zukunft zu artikulieren; (2) den Entscheidungsprozessen innerhalb der Aktivistengruppen mit Hinblick auf deren Forderung nach einer basisdemokratischen Politik; und (3) den innovativen Inszenierungen von Dissens und Widerspruch, die als Form der Kommunikation und Auseinandersetzung mit Stadtbewohnern und Regierungsverantwortlichen genutzt werden. Angesichts sowohl wachsenden Reichtums als auch anhaltender sozialer Ungleichheiten, wird dieses Projekt neue Einblicke liefern in die fortlaufenden Verhandlungsprozesse für die Zukunftsvorstellungen der Bevölkerungen Lateinamerikas sowie basisdemokratische Praktiken weltweit.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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