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Protest, sozio-ökonomische Not, und Demokratie

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2016 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 298751218
 
Die weitreichenden Proteste gegen Sparmaßnahmen sowie die Occupy-Bewegung haben sich neuerdings in modernen Demokratien zu einer bedeutenden politischen Kraft entwickelt. Diese Art des politischen Aktivismus unterscheidet sich von den üblichen Protestformen, die in westlichen Demokratien bis heute dominiert haben. Typischerweise protestierten eher Menschen mit hohem sozio-ökonomischen Status, die in relativ wohlhabenden Ländern leben. Dahingegen haben die Demonstrationen gegen die Sparmaßnahmen und der politische Aktivismus sozio-ökonomisch benachteiligter Gruppen gezeigt, dass unter bestimmten Umständen sozio-ökonomische Not zu Protestaktivitäten führen kann. Seltsamerweise wissen wir bis heute jedoch sehr wenig über diese Art des politischen Aktivismus. Aus diesem Grund ist das Ziel des vorliegenden Forschungsprojekts, eine empirisch fundierte Studie über Proteste von Menschen in sozio-ökonomischer Not und ihre Implikationen für die Zukunft repräsentativer Demokratien anzufertigen. Das Projekt konzentriert sich insbesondere auf die Lösung zweier Fragstellungen: 1. Welche Bedingungen lösen Protest unter sozio-ökonomischer Not aus? Im Rahmen des Projekts wird eine eigene Theorie über das Zusammenwirken makro-struktureller und individueller Armut hinsichtlich der Aktivierung für politischen Protest entwickelt. 2. Welche demokratischen Werte werden durch die sozio-ökonomisch benachteiligten Demonstranten in die politische Debatte eingebracht? Das Projekt untersucht dabei besonders die konsequentialistische Interpretation politischer Repräsentation angesichts sozio-ökonomischer Gleichheit in der Politik. Um die beiden Fragestellungen empirisch zu überprüfen, wende ich ein gemischtes Forschungsdesign an. In einem ersten Schritt wird eine qualitative Analyse des sozio-ökonomischen Kontexts acht verschiedener Länder vorgenommen, die eine Individual-Analyse von Fallstudien der Demonstranten beinhaltet, um daraus eine Mehrebenen-Theorie zu entwickeln. Im zweiten Schritt wird der kombinierte Effekt makrostruktureller und individueller sozio-ökonomischer Not auf individuelle Protestaktivität untersucht, indem auf bestehende länderübergreifende Umfragedaten auf Individualebene zurückgegriffen wird, die mit makrostrukturelle Indikatoren ergänzt werden. Im dritten Schritt werde ich eine detailliertere Analyse auf Individualebene vornehmen. Hierfür beziehe ich zwei völlig neue Erhebungen aus zwei Ländern ein, die ich anhand der Ergebnisse der Untersuchung der zentralen Faktoren auf der Makro-Ebene, die im zweiten Schritt der Analyse gewonnen wurden, ausgewählt habe. Im vierten Schritt werden demokratische Werte und politische Präferenzen sozio-ökonomisch benachteiligter Demonstranten mit denen der anderen (besser gestellten) Demonstranten und der Gesamtbevölkerung verglichen. Das Ergebnis wird in drei Zeitschriftenartikeln veröffentlicht und enorm dazu beitragen, die politische Integration von sozio-ökonomisch benachteiligten Menschen zu verstehen.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug USA
 
 

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