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Die christologische Grundfrage in messianischer Perspektive
Antragsteller
Professor Dr. René Dausner
Fachliche Zuordnung
Katholische Theologie
Förderung
Förderung von 2016 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 298783193
Wer ist Jesus von Nazareth? Die Aufarbeitung und Beantwortung dieser Fragestellung, die den neuralgischen Punkt jeder Christologie benennt, ist das Ferment der vorliegenden fundamentaltheologischen und dogmatischen Grundlagenstudie. Ausgehend von dem aktuellen Befund biblischer Exegese und historischer Forschung ist die Rückführung auf messianisches Denken konstitutiv für die Christologie. Jesus Christus verstehen, so die These, heißt Jesus als ¿Gott-Mensch¿ und ¿Messias¿ zu verstehen. Diese doppelte Bedeutung Jesu wird in einem intensiven, transdisziplinären Gespräch mit zwei zeitgenössischen Philosophen erörtert.Im 1. TEIL findet eine kritische Auseinandersetzung mit dem messianischen Denken des Philosophen Emmanuel Levinas statt. Ausgehend von dessen Überlegungen zu den christlichen Theologoumena der Erniedrigung Gottes und der Stellvertretung kommt seine Philosophie bezüglich ihrer Implikationen für eine christlich-theologische Interpretation Jesu konstruktiv-kritisch zur Sprache. Inkarnation, Stellvertretung, Leiblichkeit Gottes erweisen sich als grundlegende Koordinaten einer Christologie, die von dem phänomenologischen Ansatz Levinas¿ her überraschende Aktualität und Überzeugungskraft gewinnt. Messianismus wird dabei verstanden als Umkehrung des Seins, insofern auf unableitbare Weise das messianische Subjekt durch eine Verantwortung gekennzeichnet ist, die bis zum Sterben-für-den-anderen reicht.Mit dem 2. TEIL folgt eine zweite kritische Auseinandersetzung mit dem messianischen Denken des politischen Philosophen Giorgio Agamben. Im Zentrum steht seine philosophische Relecture der Paulinischen Christologie, die im Fokus der messianischen Struktur der Zeit gelesen wird. Messianismus wird dabei verstanden als Umkehrung der Zeit, insofern nicht die lineare Chronologie das einzig bestimmende und denkbare Konzept von Geschichtszeit bleibt. Messianische Zeit ist eine erlöste und gerettete Zeit, die Leben ermöglicht, weil sie den Augenblick öffnet für neue Zukunft. Das Einbrechen der Transzendenz in die Zeit, das mit dem Christusereignis denkerisch beansprucht wird, gewinnt durch dieses Konzept neue Plausibilität.Im 3. TEIL werden die Konsequenzen des messianischen Denkens für die Christologie erörtet und in fünf zukunftsweisenden Thesen gebündelt. Deutlich wird erstens, dass die Christologie im Diskurs mit der zeitgenössischen Philosophie ihre wissenschaftliche Anschlussfähigkeit unter Beweis stellt. Messianisches Denken erlaubt eine Annäherung an Jesus als Gott-Mensch und Messias in säkularer Sprache. Zweitens wird ausgeführt, dass das Gespräch mit dem gegenwärtigen Judentum zentral ist für das Selbstverständnis des christlichen Glaubens. Der jüdisch-christliche Dialog erfährt dadurch neue Impulse, weil grundlegend Gemeinsames in der Differenz zur Sprache kommt.Durch eine messianische Beantwortung der Frage, wer Jesus sei, wird das Verständnis der Frage selbst aktualisiert und in ihrer soteriologischen Tiefendimension ausgelotet.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen