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Mobiles Altern: Transnationale Pendelpraxen und Care-Netzwerke von Menschen im Ruhestand zwischen der Türkei und Deutschland

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 300243171
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt untersuchte den Zusammenhang zwischen den grenzüberschreitenden Pendelpraxen von Rentnern und Rentnerinnen und deren sozialen Netzwerken im Kontext von Pflege- und Unterstützungsleistungen zwischen der Türkei und Deutschland. Eine wachsende Zahl von SeniorInnen aus Deutschland, mit und ohne türkischen Migrationshintergrund, nutzt touristische Orte in der Türkei als temporäre Ruhesitze. In zwei Teilstudien wurden ausgehend vom türkischen Küstenort Alanya die Pendelpraxen und Carenetzwerke von sowohl herkunftsdeutschen als auch deutsch-türkischen SeniorInnen multimethodisch beforscht. Ziel war es, für beide Gruppen vergleichend zu verstehen, für welche Menschen im Ruhestand eine grenzüberschreitende Lebensführung realisierbar ist, Gründe und Motivationen zu klären und herauszuarbeiten, wie Formen von Pflege und Unterstützung in transnationalen Netzwerken zirkulieren. Die Ergebnisse zeigen, dass die vergleichende Betrachtung der beiden Teilgruppen, die in der breiteren Forschungslandschaft zumeist separat unter den Begriffen internationale Ruhesitzmigration einerseits und Rückkehrmigration andererseits verhandelt werden, in mehrfacher Hinsicht produktiv sein kann. Mit dem Konzept der ‚taktischen Mobilität‘ arbeiten wir Gemeinsamkeiten zwischen beiden Teilgruppen heraus, die sich aus den Bemühungen des aktiven Umgangs mit strukturellen Herausforderungen ergeben: Ruhesitzmigrant*innen beider Gruppen gestalten ihre grenzüberschreitende Mobilität, um mit ökonomischen Einschränkungen, gesundheitlichen Unwägbarkeiten und wechselnden aufenthaltsrechtlichen und sozialpolitischen Bestimmungen möglichst konstruktiv umzugehen. Zugleich zeigen die Ergebnisse signifikante Unterschiede hinsichtlich der sozialen Vernetzung beider Gruppen in der Türkei: während die herkunftsdeutsche Gruppe unter Nutzung touristischer Infrastrukturen stark auf sich bezogen ist, kaum Türkisch spricht und sich als Community versteht, sind Angehörige der deutsch-türkischen Gruppe darauf bedacht, nicht als Migrant*innen in der Türkei sichtbar zu werden, und suchen keine Kontakte zu anderen türkeistämmigen Migrant*innen aus Deutschland. Bezogen auf das Zirkulieren von Care, verstanden als diverse Formen von Unterstützung, die über den engen Begriff der Pflege hinausgehen, bestätigen sich Befunde anderer Studien hinsichtlich der Bedeutung von Kommunikationstechnologien im transnationalen Raum, die enge kommunikative Kontakte zwischen Familienangehörigen insbesondere intergenerational ermöglichen. Anders als erwartet konnte das Projekt die vergeschlechtlichten Dimensionen von Carearbeit in transnationalen familiären Netzwerken nur in Ansätzen untersuchen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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