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Gender roles and their outer appearance in courtesy and etiquette books of the late Ottoman period and the early Turkish Republic

Subject Area Islamic Studies, Arabian Studies, Semitic Studies
Term from 2016 to 2019
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 301932711
 
Final Report Year 2016

Final Report Abstract

Gegen Ende des 19. Jhs. erfuhr im Zuge politischer, ökonomischer, sozialer und technischer Veränderungen die osmanische Anstands- und Benimmliteratur eine Transformation. Im Gegensatz zur früheren osmanischen Literatur, die auf der Basis von Religion und moralischen Werten verfasst wurde, entstand in den Jahren 1889 bis 1936 auf der Grundlage französischer bzw. europäischer Quellen eine neue Benimmliteratur, die wie überall eher säkular war und sich überwiegend an die urbane muslimische obere Mittelschicht richtete. Es gab auch osmanische Benimmbücher, die nicht auf europäischen Quellen basierten und westliches Verhalten ablehnten. Die Autoren der westlichen bzw. modernen Benimmbücher propagierten neue Frauen- und Männerrollen und damit ein neues Verhalten, das die Genderbeziehungen verändern sollte. Sie schlugen ein neues gesellschaftliches Leben mit neuen Benimmregeln im öffentlichen Raum im Theater, Restaurant usw. vor, und im privaten Raum wird der Salon als Repräsentationsraum für das gesellige Leben der Familie geschaffen. Damit unterstützten sie besonders in der Republik das Modernisierungsprojekt des Staates. Die frührepublikanischen Benimmbücher sind eine Fortsetzung der spätosmanischen, da sie zum Teil auf diese zurückgreifen. Wie diese sind sie männlich zentriert. ln den Benimmbüchem beider Perioden hat sich die Frau sowohl im öffentlichen Raum als auch im privaten Raum anständig und zurückhaltend zu verhalten. Ohne die Geschlechterbeziehung wirklich zu hinterfragen, wiederholen die neuen Benimmbücher die bestehenden Höflichkeitsregeln gegenüber Frauen, nur werden die Regeln stärker standardisiert. Im öffentlichen und privaten Raum ist eine durch Geschlecht, gesellschaftlichen Rang und Alter bestimmte hierarchische Ordnung entscheidend. In der Hierarchisierung der Geschlechter kam zuerst die Frau. Da in neuen öffentlichen und privaten Räumen die Begegnung von Mann und Frau neu war, ergab sich daraus die Problematik ihrer Beziehung. Man sieht das deutlich an der eklektischen, oft pragmatischen Vorgehensweise der Autoren. Der wesentliche Unterschied ist, dass das moderne gute Benehmen in osmanischer Zeit eine persönliche Angelegenheit war, in republikanischer Zeit zu einer kollektiven öffentlichen Angelegenheit wurde. Es diente dem Aufbau der Nation.

 
 

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