Detailseite
Glieder des Papstleibes oder Nachfolger der Apostel? Die Kardinäle des Mittelalters (11. Jahrhundert - ca. 1500)
Antragsteller
Professor Dr. Jürgen Dendorfer
Fachliche Zuordnung
Mittelalterliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2006 bis 2011
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 30224830
In der „papstgeschichtlichen Wende“ des 11. Jahrhunderts (R. Schieffer) errangen Teile des stadtrömischen Klerus an der Seite des sich in dieser Zeit erneuernden Papsttums weit über Rom hinaus an Einfluß und Bedeutung. Seither stehen diese nunmehr ‚Kardinäle’ genannten Kleriker als Berater des Papstes, als seine Helfer bei Regierungsaufgaben in der römischen Zentrale und Repräsentanten in partibus (Legaten) an der Spitze der Kirche. Ausgehend vom Recht der Papstwahl und Formen konsensualer Entscheidungsfindung entwickelten die sich mehr und mehr als Kollegium verstehenden Kardinäle Ansprüche auf Teilhabe an der päpstlichen Herrschaft. Die in der kirchenrechtlichen und ekklesiologischen Doktrin überhöhte päpstliche Monarchie erschien so mitunter de facto als Kardinalsoligarchie. Der Kardinalat, glänzender Fixpunkt kirchlicher Karrieren, prägte ferner in Stil und Habitus das Erscheinungsbild der Papstkirche. Durch die Schlüsselstellung der Kardinäle im päpstlichen Zeremoniell, ihre Hofhaltungen und ihr Mäzenatentum trugen sie entscheidend zur Außenwirkung des Papsttums bei. Trotz dieser Stellung des Kardinalskollegs in der Geschichte des Papsttums und der Kirche im Mittelalter läßt der derzeitige Forschungsstand tragfähige Aussagen über die Bedeutung dieser Institution nicht zu. Es fehlen vor allem übergreifende Forschungen, die die Restriktionen zeitlich beschränkter Fragestellungen und nationaler Forschungstraditionen überwinden. Das beantragte wissenschaftliche Netzwerk soll deshalb in bewußt internationalem Zugriff die Kommunikation jüngerer und etablierter Forscher zum Kardinalat des gesamten Mittelalters fördern. Neben den bereichernden Impulsen, die dieser Austausch für die Forschungsvorhaben der Teilnehmer bedeutet, wird das Ergebnis des Netzwerks konkret in einem Sammelband, der eine umfassende Sichtung des Forschungsstandes und weiterführende Neuakzentuierungen für künftige Forschungen bringen wird, sowie einer auf dieser Basis konzeptionierten großen internationalen Abschlußtagung dokumentiert werden.
DFG-Verfahren
Wissenschaftliche Netzwerke
Beteiligte Person
Dr. Ralf Lützelschwab