Die Eisenproduktion im Altsiedelraum an der mittleren Lahn von der Latènezeit bis zum Frühmittelalter
Final Report Abstract
Im Rahmen eines mehrjährigen, diachron angelegten Projekts zur frühen Eisenmetallurgie in einer bereits seit 1999 im Fokus montanarchäologischer Untersuchungen stehenden Mittelgebirgsrandlage, wurde bereits am ersten Grabungsplatz ein Befundensemble von so herausragender Güte erfasst, dass im Folgenden der Fokus auf dessen vollständige und detaillierte Ausgrabung gelegt wurde. In Wetzlar-Dalheim C86 „Unterbodenfeld“ (Lahn-Dill- Kreis) wurde so von 2006-2012 erstmalig eine komplette Rennofenwerkstatt der rhein-wesergermanischen Kultur aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. untersucht. Die aufwändige Grabungsmethodik, lehnte sich mit der Einzelfundeinmessung sämtlicher über 31.000 Funde an Vorgehensweisen an, wie sie sonst nur an paläolithischen Fundplätzen zum Einsatz kommen und machte sich deren herausragende räumliche Auflösung zunutze. Die antiken Arbeitsabläufe innerhalb des Befundkomplexes aus Grubenhaus, Werkstattgrube und zwei Abwurfhalden ließen sich dadurch nahezu vollständig rekonstruieren. Die 13 in der fast quadratischen, eingetieften Werkstatt entlang der Wände frei stehenden Schlackengrubenöfen wurden nacheinander genutzt und waren das Ergebnis einer wohl nur einjährigen Produktionsphase im 3. Viertel des 1. Jahrhunderts n. Chr. Entgegen bisheriger Forschungsmeinung waren in Wetzlar-Dalheim die Öfen dieses Typs nicht nur für einen, sondern für rund ein Dutzend Ofengänge benutzt worden. Die 10-30kg schweren Schlackenklötze wurden nach jedem Ofengang herausgezogen und verblieben neben dem Ofen, der für eine weitere Beschickung ausgebessert und wieder verschlossen wurde. Rohstoff war der in der Nähe anstehende sehr eisenreiche Hämatit, der entgegen bisheriger Annahmen bereits seit der Eisenzeit im Lahntal für die Metallgewinnung bevorzugt wurde. Experimentalarchäologisch ließen sich mit nachgebauten Öfen weitere Parameter rekonstruieren, so dass am Ende ein vollständiges Bild der antiken Prozesstechnik entstand. Völlig unerwartet konnte durch systematische 14C-Analysen im Rahmen des Projekts ein grundlegendes methodisches Problem bei der Radiokarbondatierung metallurgischer Reste aufgedeckt werden. Die zahllosen in den letzten Jahren publizierten, oft erstaunlich alten Verhüttungen lassen sich demnach teilweise auf antike Kontamination mit fossilem Kohlenstoff zurückführen. Herausragender Fund der Grabung C86 war, losgelöst von den metallurgischen Fragen, zweifellos das Fragment einer vergoldeten römischen Großbronze, das sich eindeutig der im Zuge der Varusniederlage in der nahegelegenen römischen Stadtgründung von Waldgirmes zerstörten lebensgroßen Reiterstatue zuordnen ließ.
Publications
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Zabolotnîi, R.
