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Schauspielmusik - Ästhetik und Funktion im Drama der Frühen Neuzeit

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2006 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 30615135
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Musik gehört als integraler Bestandteil zum Schauspiel der Frühen Neuzeit. Dies gilt für das 16. ebenso wie für das 17. Jahrhundert. Die Studie untersucht deutschsprachige Dramen aus dem Zeitraum 1500 bis 1700, in begründeten Fällen bis 1730. Sie gibt Auskunft über die vielfältigen Funktionen der Schauspielmusik, die weit über Füllung von Pausen oder Verschönerung einer Aufführung hinausreichen. Vielmehr vermittelt Musik selbstsländig Informationen, kann Bühnendarstellung ersetzen, den Text unterlaufen, ergänzen oder bestätigen, Personen charakterisieren. Die Literaturwissenschaft wird sie in Zukunft bei ihrer Edition und Kommentierung von Dramen berücksichtigen müssen. Die rein numerische Fülle der musikalischen Ergebnisse erstaunt: Es fanden sich ca. 550 Musikstücke mit Noten, von der einstimmigen, kurzen Melodie bis zum großangelegten dreizehnstimmigen Satz. Wie sich zeigte, können die Kompositionen an Fortschrittlichkeit und Qualität (z.B. Textausdeutung) durchaus mit dem zeitgenössischen Standard mithalten, wobei natürlich die Funktionsgebundenheit zu berücksichtigen ist. Daneben enthalten viele Dramen Verweise auf einzusetzende Musikstücke, sodass sich hieraus auf das Repertoire und die Leistungsfähigkeit der örtlichen Sänger und Instrumentalmusiker Schlüsse ziehen lassen. Am meisten bestimmen Lieder, später Arien, das musikalische Erscheinungsbild, sei es mit oder ohne Noten, mit oder ohne Melodieangabe. Die weitestgehend unbekannten Kompositionen bereichern unsere Kenntnis der zeitgenössischen Musikkultur, sie demonstrieren die Bedeutung von Dramenaufführungen für das gesellschaftliche Leben, ganz gleich ob in Städten, Schulen oder Höfen. Verweise auf Musikstücke oder Melodien aber bieten wertvolle Daten für die Rezeptionsgeschichte. Die eingesetzten oder in Haupt- und Nebentexten erwähnten Instrumente geben bisweilen Aufschlüsse über landschaftstypische oder charakterisierende Verwendung oder auch über dramatische Traditionen (z.B. den Einfluss englischer Wandertruppen). Die Ergebnisse des Forschungsprojekts werden in zwei Bänden vorgestellt werden, wovon der erste Band Ende März 2013 erscheint. Er bietet in 1467 Nummern die untersuchten Schauspiele und erwähnt zu jedem die Musikhinweise in der Reihenfolge ihres Erscheinens im Text. In den jeweils immittelbar nachfolgenden Kommentaren werden Kompositionen analysiert und beschrieben, Hinweise auf Stücke und Melodien verifiziert, für Liedtexte ohne Melodieangabe wird nach einer passenden Singweise gesucht. Dem Band liegt eine CD (mp3-Dateien) mit der Musik zu zehn Schauspielen bei. Sie soll einen hörbaren Eindruck von dieser weitestgehend unbekannten Musik vermitteln und sie somit auch jenen philologischen Benützern nahebringen, die mit den musikologischen Besehreibungen in den Kommentaren wenig anzufangen wissen. Für diese gibt es auch eine mehrseitige Fachworterklärung zu Beginn. Zugleich mit dem Materialband und seiner CD erscheint bei dem Label Cantate eine Auswahl aus der Musik unter dem Titel „Die barocke Bühne". Diese CD, zu der ich ein ausführliches Booklet geschrieben habe, wird, so steht zu hoffen, ein breiteres Publikum auf meine Forschungsergebnisse bzw. die zutage geförderte Musik aufmerksam machen.

 
 

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